«John Hurt ist verblüffend in einer mehrheitlich reaktiven Rolle, da Krapp zu einer grausigen existenziellen Epiphanie gelangt, indem er sich die mal trivialen, mal schmerzlich idealistischen Träumereien seiner jüngeren Ichs anhört. Dieser Schauspieler hat wohl auf der Leinwand nie mehr so tief in der Seele einer Figur gewühlt, seit er vor 16 Jahren in 1984 einen ebenso ergreifenden Jedermann verkörperte. Glaubhaft ein gutes Stück über seine tatsächlichen Jahre (60) hinaus gealtert, vereint er typische Zerbrechlichkeit, emotionale Durchsichtigkeit und sarkastische Selbstbewusstheit in einer umwerfenden, makellosen Darbietung. Die trostlose Universalität von Becketts Kernaussage – kurz und unfein gesagt: Das Leben ist Scheisse und dann stirbt man – ist kaum je kraftvoller in Szene gesetzt worden. Der Schauspieler vernachlässigt dabei auch nicht die üppige (wenn auch gequälte) Komik seiner Rolle; selbst mit kleinsten Gesten, Modulationen der Stimme oder Augenbewegungen kann er ein Lachen erzeugen.
Egoyan liefert einen perfekten Rahmen für den unaufdringlichen, aber meisterhaften Einsatz des filmischen Vokabular: Schnitte, Travellings und Cadragen verstärken stets die Bedeutung des Texts und die Intensität der Darstellung, mit sparsamer Anmut.» (Dennis Harvey, Variety, 26.9.2000)
Drehbuch: Atom Egoyan, nach dem Theaterstück von Samuel Beckett
Kamera: Peter Mettler, Paul Sarossy
Schnitt: Atom Egoyan
Mit: John Hurt (Krapp)
58 Min., Farbe, Digital SD, E