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Der Verlorene
Peter Lorre (BRD 1951)

«Der Verlorene wäre in praktisch jedem Kontext bemerkenswert gewesen; als Produkt der flauen deutschen Nachkriegs-Filmindustrie ist er absolut phänomenal. Es war Lorres einziger Film als Autor und Regisseur und ist eindeutig sein persönlicher Kommentar zu jener Seite von Deutschland, die ihn 1933 ins Exil drängte, genauso wie seine Darbietung als Hauptdarsteller als Neuinterpretation jener Psychopathenrollen erscheint, die er in M und vielen Hollywoodfilmen verkörpert hatte. Die Handlung, die durchwegs in Rückblenden entwickelt wird, zeigt, wie der Arzt und Forscher Rothe (Lorre) von den Nazis zu politischer Komplizenschaft gezwungen wird, indem sie seine emotionalen und psychischen Schwächen geschickt und kaltblütig ausnützen; alles daran (einschliesslich der expressionistischen Zuckungen in der Bildgestaltung) ist durchdrungen vom Geist der deutschen Vergangenheit, bis das heftige Melodrama zum Schluss den Film in die noch trostlosere Gegenwart katapultiert.» (Tony Rayns, Time Out Film Guide)
1950 schrieb Brecht das Gedicht «An den Schauspieler P. L. im Exil»: «Zurückgerufen/Wirst du in das Land, das zerstört ist./Und nichts anderes mehr/Können wir Dir bieten, als dass Du gebrauchst wirst./Arm oder reich/Gesund oder krank/Vergiss alles/Und komm.»
Peter Lorre – in Hollywood einer der erfolgreichsten unter den emigrierten deutschen Schauspielern – kam. Doch sein Versuch, in Deutschland wieder Fuss zu fassen, scheiterte, und Der Verlorene sollte seine einzige Regiearbeit bleiben. Er spielt darin einen Naturwissenschaftler, der 1943 seine Verlobte umbringt, weil sie seine Forschungsergebnisse ins Ausland weitergegeben hat. Da seine Arbeit kriegswichtig ist, wird der Mord vertuscht.
«Mit quälender Direktheit zeichnete Lorre ein eindringliches, atmosphärisch stimmiges Porträt der Kriegs- und Nachkriegsjahre Deutschlands und der pathologischen Folgen des Nationalsozialismus. (…) Ein Film, der durch allegorische Details sowie ausdrucksstarke Kamera- und Montagearbeit überzeugt.» (Thomas Kramer, Reclams Lexikon des deutschen Films)
«Die Zeitgenossen wehrten sich (…) gegen die düstere, als nihilistisch empfundene Stimmung des Films: Im beginnenden Wirtschaftswunder-Deutschland wollte man nicht mehr an die schuldbeladene Vergangenheit erinnert werden.» (Michael Töteberg, Metzler Filmlexikon)

Drehbuch: Peter Lorre, Benno Vigny, Axel Eggebrecht, nach einer Idee von Egon Jameson
Kamera: Václav Vich
Musik: Willy Schmidt-Gentner
Schnitt: Carl Otto Bartning

Mit: Peter Lorre (Dr. Karl Rothe), Karl John (Hösch, ehemals Nowack), Helmut Rudolph (Oberst Winkler), Renate Mannhardt (Inge Hermann), Johanna Hofer (Frau Hermann), Eva-Ingeborg Scholz (Ursula Weber), Lotte Rausch (Helene), Gisela Trowe (Prostituierte), Josef Dahmen (Kantinenwirt), Hansi Wendler (Sekretärin), Kurt Meister (Preefke), Alexander Hunzinger (Betrunkener)

98 Min., sw, DCP, D

Spieldaten


Vergangene Vorstellungen:
So.,
14.8.2016
18:15
Do.,
25.8.2016
20:45