Vorfilm: Schweizer Filmwochenschau von 1966
London in den 1960er Jahren, den Swinging Sixties: Heimlich fotografiert Thomas ein Liebespaar im Park. Auf den Vergrösserungen der Bilder entdeckt er Indizien dafür, dass er Zeuge eines Mordes geworden ist. Oder doch nicht?
Mit seiner (für die damalige Zeit) schonungslosen Darstellung von Sexualität und Drogenkonsum sorgte der Film für einen Skandal. Der Film ist aber nicht zuletzt in seiner kritischen Hinterfragung des fotografierten Bildes von zeitloser Bedeutung. In einer bildüberfluteten Gegenwart hat Blow-up nichts von seiner Aktualität verloren. So sagte bereits Antonioni: «Ich misstraue immer allem, was ich auch sehe, was mir ein Bild zeigt, weil ich mir vorstelle, was dahintersteckt. Und was hinter einem Bild steckt, kann man nicht wissen.» (zitiert nach: Henning Hoff, Die Zeit, 18.8.2006)
Die «Realität wird (…) permanent hinterfragt. Und erweist sich als Konstruktion eines äusseren Eindrucks, der sich ganz der Täuschung verschrieben hat. Die schöne Pop-Hülle bietet nichts ausser Falschheit. Auf der Suche nach dem Kern, dem letzten wahren Gehalt, geht auch dieser verloren, weil er im Auge des Betrachters längst feststeht. Rückblickend schon eine Kritik an der Oberflächlichkeit und Vervielfachung in der Postmoderne, am Verlust des Inhalts, an der Umcodierung ursprünglicher Zeichen. Gleichzeitig eine Hinwendung zum Kino, das diese Elemente ganz klar für sich nutzt. Was Wirklichkeit ist und was Einbildung, verschwimmt auch in Antonionis dichten Bildern wie das Graukorn auf den Fotografien des jungen Mannes. (…) Hier wird das Kino seziert auf der Suche nach der Eindeutigkeit, die sich als trügerisch erweist. (…) Alles an diesem Film ist Blick, ist Sehen und mündet ins Nichts. Mit keinem Ball spielt die Pantomimengruppe zuletzt im Park Tennis, und keinen Ball wirft der junge Mann zurück. Das Sehen ist am Ende und hat da doch gerade erst begonnen. Im Kino.» (Susan Noll, www.schnitt.de)
Reedition mit neuer digitaler Kopie
Gesamtdauer: 121 Min.
Drehbuch: Michelangelo Antonioni, Tonino Guerra, Edward Bond, nach der Kurzgeschichte «Las babas del diablo» von Julio Cortázar
Kamera: Carlo Di Palma
Musik: Herbie Hancock
Schnitt: Frank Clarke
Mit: David Hemmings (Thomas), Vanessa Redgrave (Jane), Sarah Miles (Patricia), Peter Bowles (Ron), John Castle (Bill, der Maler), Jane Birkin (die Blonde), Gillian Hills (die Brünette), Veruschka von Lehndorff (Fotomodell), Reg Wilkins (Thomas' Assistent), Harry Hutchinson (Antiquar), Julian Chagrin, Claude Chagrin (Mimen)
111 Min., Farbe, DCP, E/d