«Die nationalsozialistische Besatzungsmacht durchkreuzt den idyllisch abgelegenen Bahnhof in Form ‹scharf beobachteter Züge›, die Munition transportieren. Umgeben von einem taubenliebenden Bahnhofsvorsteher, einem erotomanen Signalgeber und einem müssiggängerischen Wächter versucht der neue Bahnlehrling Miloš verzweifelt, seine Jungfräulichkeit zu verlieren. Erst die Widerstandskämpferin Viktoria Freie macht Miloš zum Mann. Miloš´ mit allgegenwärtiger Sinnlichkeit und offener Lüsternheit gespickte ‹éducation sentimentale› explodiert dabei regelrecht in einem Akt heldenhafter Kriegssabotage.
Knapp 30-jährig erhält Jiří Menzel für sein Debüt 1967 den Oscar. ‹Newsweek› verneigt sich vor Menzels ‹Geschmack, Fantasie, Einfachheit und Zartheit›, die ‹die meisten amerikanischen Regisseure zutiefst beschämen sollten›, während der bundesdeutsche Filmdienst 1968 entsetzt ist ob des ‹derben, mit schwüler Erotik vollgestopften Volksschwanks›. Evald Schorm und Věra Chytilová, Protagonisten der tschechischen Neuen Welle, hatten die Verfilmung der Novelle von Bohumil Hrabal abgelehnt, in Menzel fand Hrabal dann einen Seelenverwandten: einen kongenialen Mitstreiter um Humanität und systemkritische individuelle Freiheit.» (Irene Rudolf, Programmheft Zeughauskino Berlin, Februar/März 2013)
Drehbuch: Jiří Menzel, Bohumil Hrabal, nach der Erzählung von Bohumil Hrabal
Kamera: Jaromír Šofr
Musik: Jiří Šust
Schnitt: Jiřina Lukešová
Mit: Václav Neckář (Miloš Hrma), Josef Somr (Hubička), Jitka Bendová (Máša), Vladimír Valenta (Bahnhofsvorsteher), Libuše Havelková (Frau des Bahnhofsvorstehers), Vlastimil Brodský (Rat Zedniček), Jitka Zelenohorská (Zdenička, die Telefonistin), Nad'a Urbánková (Viktoria Freie), Jiří Menzel (Psychiater), Kveta Fialová (Gräfin), Alois Vachek (Diener), Ferdinand Krůta (Onkel)
93 Min., sw, DCP, OV/d, J/14