The Poor Little Rich Girl
Mary Pickford, liebevoll «America’s Sweetheart» genannt, gehörte zu den ersten Topstars von Hollywood. Sie heiratete 1919 Douglas Fairbanks und gründete zusammen mit ihm, Charles Chaplin und D.W. Griffith zwecks grösserer Selbstbestimmung die Produktionsfirma United Artists.
«Ein merkwürdig passender Titel für einen Mary-Pickford-Film. ‹Arm› war sie nur in dem Sinn, dass sie so sehr auf einen Rollentypus festgelegt wurde, dass sie noch als 25-jährige Frau die Rolle eines kleinen Mädchens von elf Jahren zu spielen hatte. ‹Reich› war dagegen absolut real bei 10 000 Dollar Wochengage. (…) Obwohl Mary Pickford noch heute als Inbegriff einer Hollywood-Aufsteigerin gilt, haben nur ganz wenige Leute einen ihrer Filme gesehen. Jetzt, da einige der Filme restauriert werden, können wir selbst beurteilen, weshalb sie damals beim Publikum so beliebt war. (…) Ihre ‹Kleinmädchen›-Rollen waren recht modern, sie zeigten genau jene Eigenschaften, die wir an den Heldinnen heutiger Kinderbücher schätzen: Selbstvertrauen, verbunden mit couragiertem Eintreten für andere. Filme wie Poor Little Rich Girl stehen am Anfang von Hollywoods beliebten Storys über ausgenutzte, aber einfallsreiche Waisenkinder. In diesem Film spielt sie ein einsames Mädchen, um das sich die reichen Eltern nicht kümmern, weil sie zu sehr mit Geschäft oder Wohltätigkeit beschäftigt sind.» (Bryony Dixon: 100 Silent Films, London 2011)
The Cure
Wie viele frühe Chaplin-Kurzfilme wurde The Cure oft in gekürzten Versionen und im Rahmen von Kinderprogrammen eingesetzt. Als der Film 2013 restauriert vorlag, konnte man mit Staunen feststellen, dass Chaplins Film keineswegs «jugendgeeignet» ist: Von reichlichem Alkoholgenuss bis zu jenem männlichen Gockelverhalten, das heute als «sexual harassment» gilt, reicht die Skala der vorgeführten Vergnügen in einem Kurhaus.
«Der vielstimmigste und für viele der witzigste von Chaplins Filmen für Mutual, bei denen er als Regisseur und Schauspieler mitwirkte. (…) Sieht man den Film heute, ist man einerseits beeindruckt vom Rhythmus, von den einander jagenden, raffinierten komischen Nummern und der perfekt darauf abgestimmten Besetzung. Andererseits wissen wir, dass diese perfekte Besetzung und einige der Anfangsgags nicht das Produkt spontanen Instinkts waren, sondern vielfachen Ausprobierens und Variierens.» (Katalog Il cinema ritrovato, Bologna 2013)
Gesamtdauer: 123 Min.
Drehbuch: Frances Marion, nach dem Theaterstück von Eleanor Gates
Kamera: John van den Broek, Lucien Andriot
Mit: Mary Pickford (Gwendolyn), Madlaine Traverse (ihre Mutter), Charles Wellesley (ihr Vater), Gladys Fairbanks (Jane), Frank McGlynn (der Klempner), Marcia Harris (Miss Royale), Charles Craig (Thomas), Herbert Prior (der Doktor), George Gernon (Johnny Blake)
97 Min., sw, 35 mm, stumm, engl. Zw'titel
Drehbuch: Charles Chaplin
Kamera: Roland H. Totheroh, William C. Foster
Mit: Charles Chaplin (trinkfreudiger Kurgast), Edna Purviance (Kurgast), Albert Austin (Kurpfleger), Henry Bergman (Masseur), Eric Campbell (Herr mit Gichtfuss), Leota Bryan (Pflegerin), Frank J. Coleman (Besitzer), James T. Kelley (uralter Page), John Rand (Kurpfleger/Masseur), Tom Wood (Patient)
26 Min., sw, DCP, stumm, engl. Zw'titel