«In einer Kaskade von Bildern, selbstgedrehten und vorgefundenen, auf einem Trip durch das moderne Japan, aber auch mit Exkursionen nach Guinea-Bissau oder Island, San Francisco oder Paris, misst Sans soleil das Terrain des menschlichen Gehirns aus, seine Denk- und Erinnerungskapazitäten, die Produktivkraft der Imagination. Dabei werden die Elemente der politischen Ordnung neu verhandelt: Gesellschaft und Anarchie, Faschismus und Sozialismus, Krankheit und Gesundheit, Rationalität und Fantasie, Dokument und Fiktion – in einer Ursprünglichkeit, der kein Tabu zu sakrosankt, keine Utopie zu kühn ist. Kreatives Fieber. Kreativer Wahnsinn. Sans soleil ist ein Wendepunkt im modernen Kino. Man kann nicht mehr Filme machen, wie man es bislang tat, und man kann nicht mehr auf die Filme schauen in der vertrauten Manier.» (Fritz Göttler, Süddeutsche Zeitung, 31.7.2012)
«Das Werk, das den Begriff ‹Filmessay› mehr als jedes andere mit Sinn erfüllt hat: Markers in Briefform gehaltene Reflexionen sind weniger klassischer Reisefilm denn ein kühner Versuch über das Funktionieren von Erinnerung in kinematografischer Form. Mit vergleichsweise simplen Mitteln hergestellt (auf 30-Meter-Filmrollen gedreht, ohne Synchronton, ohne Team), verblüfft Sans soleil bis heute durch seine virtuosen Perspektivenwechsel und Zeit-Schichtungen – es ist ein Film, der sich zuletzt ‹selbst erinnert›. Abgesehen von der Filmkritik hat Sans soleil unzählige andere Disziplinen herausgefordert, von der Medientheorie bis zur Gedächtnisforschung. Entstanden an der Schnittstelle von analoger zu digitaler Arbeitsweise, ist der Film im Schaffen Markers ein Wendepunkt, hin zu multimedialen Formen, und eine letzte Hommage an die Bedeutung, die Textur und die Schönheit des Film-Bildes. Ein Meisterwerk.» (Constantin Wulff, Österreich. Filmmuseum Wien, 5/2007)
Drehbuch: Chris Marker
Kamera: Chris Marker, Chris Marker
Musik: Modest Mussorgski, Jean Sibelius
Schnitt: Chris Marker
Mit: Arielle Dombasle (Gesangsstimme)
100 Min., Farbe, 35 mm, D