In den Slums von Manila ist das Elend so gross, dass die mittellose Mutter Mila ihre Tochter einem pädophilen Westler verkaufen muss. Auf dieser Prämisse beruht ein Film, den ein philippinisches Trio drehen will, um mit solchem Elendsvoyeurismus an westlichen Festivals zu reüssieren. Allerdings wechselt das inszenatorische Konzept während der Dreharbeiten laufend, sodass Milas tragische Geschichte mal quasi-dokumentarisch im Stil Brillante Mendozas, mal expressionistisch verzerrt, mal als Musical daherkommt.
«Das ist nicht nur aufschlussreich, sondern auch wahnsinnig komisch. Rivera hat ein gutes Gespür für die Eigenheiten der verschiedenen Genres und weiss genau, wie stark er sie überspitzen muss. (...) Es geht bei The Woman in the Septic Tank weniger darum, einzelne Regisseure wie Mendoza durch den Kakao zu ziehen als die gesamte Filmwelt. Der selbstgefällige Nachwuchs mit seinem penetranten Authentizitätszwang wird ebenso parodiert wie das Establishment. Die in ihrem Heimatland sehr prominente Schauspielerin Eugene Domingo spielt etwa eine überzogene Version ihrer selbst. In einem Kabinettstück führt sie ihren sprachlosen Gästen die drei elementaren Schauspieltechniken vor. Eine davon ist extra für ‹Indie-Leute› gemacht. Eine Spieltechnik, die so reduziert ist, dass man gar nicht merkt, dass gespielt wird.
Ein wenig leidet Riveras Film an seiner Dramaturgie, die ganz auf einzelne Nummern (...) ausgerichtet ist. Doch die Qualität von The Woman in the Septic Tank liegt auch gerade im komödiantischen Detail.» (Michael Kienzl, Programmheft Filmpodium, Januar/Februar 2013)
Drehbuch: Chris Martinez
Kamera: Larry Manda
Musik: Vincent de Jesus
Schnitt: Ike Veneracion
Mit: Eugene Domingo (Mila/sie selbst), JM de Guzman (Bingbong), Kean Cipriano (Rainier), Cai Cortez (Jocelyn), Jonathan Tadioan (Arthur Poongbato), Carlos Dala (Milas Sohn), K.C. Marcelo (Milas Tochter), Cherry Pie Picache (Mila/sie selbst), Mercedes Cabral (Mila/sie selbst), Ronald Pressman (Mr. Smithberger)
87 Min., Farbe, DCP, OV/d/f