«Beispiel eines ganz anderen Expressionismus, in dem es weder schiefe Wände wie in Caligari, übertriebene theatralische Gestik, exzentrische Schminke noch einen Expressionismus der Seele gibt. Die Geschichte präsentiert eine Bürgerfamilie in Dekadenz; die Nachkriegskrise überschneidet sich mit der Revolution: Ein Regisseur filmt während des tatsächlichen kommunistischen Aufstands mit realen Szenen von Massenhysterie. (...) Nerven ist schlichthin einer der besten Filme seiner Zeit: ein Beispiel der Invasion des Unbewussten auf den deutschen Leinwänden.» (Rüdiger Suchsland)
«Mit der Sprache des Films, mit Bildern blutiger Strassenkämpfe, Fabrikstädte einäschernder Explosionen, einsamer Verzweiflung, wilden Verfolgungswahns, stolzer Schlösser, stummer Hochalpen-Majestät will Reinert, der Künstler, uns das wissen machen, was er beim Klang des Wortes ‹Nerven› empfindet. (...)
Die Bilder sind jedenfalls hinreissend schön; Schöpfungen eines Meisters, angesichts deren man von bewunderndem Staunen erfasst wird. Die technischen Leistungen sind einfach fabelhaft, und die Darsteller wissen sich durchaus in den Stil des Ganzen hineinzupassen. Alles in allem ist dieses Filmwerk etwas Neuartiges.» (Hans Wollenberg, Lichtbild-Bühne, Berlin, 24.1.1920)
Drehbuch: Robert Reinert
Kamera: Helmar Lerski
Mit: Eduard von Winterstein (Fabrikbesitzer Roloff), Lya Borée (Roloffs Frau Elisabeth), Erna Morena (Roloffs Schwester Marja), Paul Bender (Lehrer Johannes), Lili Dominici (dessen blinde Schwester), Rio Ellbon (Marjas Verlobter Richard), Margarete Tondeur (Marjas frühere Amme), Paul Burgen (Mann in den Visionen)
110 Min., sw, Digital HD, Stummfilm, dt. Zw'titel