Carol lebt mit ihrer Schwester Helen zusammen in einer Londoner Wohnung. Sie ist Angestellte eines Kosmetiksalons und verdient ihren Lebensunterhalt damit, anderen die Fingernägel zu säubern, zu schneiden und zu feilen, knabbert aber wie besessen an den eigenen. Männer und deren Nähe sind ihr verhasst – als sie mehrere Wochen allein in der Wohnung zubringt, zieht sie sich in eine erschreckende Welt aus Fantasien und Albträumen zurück.
Roman Polanski drehte mit Repulsion seinen ersten englischsprachigen Film und prägte damit nachhaltig das Thriller- und Horrorgenre.
«Dieser Film ist immer noch Polanskis unheimlichster und verstörendster – nicht nur wegen seiner Beschwörung sexueller Panik, sondern auch in seinem meisterhaften Einsatz von Ton, der auf die Vorstellungskraft des Zuschauers einwirkt. Repulsion ist der expressionistischste seiner frühen Schwarzweissfilme: Tiefenschärfe, extreme Weitwinkel und andere visuelle Kunstgriffe vermitteln subjektive Geisteszustände, in denen Träume, Vorstellungen und Alltagsrealität in eins verschmelzen.» (Jonathan Rosenbaum, in: 1001 Filme, Ed. Olms, 2012)
«Ein atemberaubendes Porträt des geistigen und emotionalen Zerfalls einer schüchternen jungen Belgierin. (...) Viele gut integrierte Bild- und Toneffekte suggerieren die innere Qual: Risse im Asphalt, Hände, die sich aus den Wänden strecken, Schatten unter Türen. (…) Die Männer, denen das Mädchen begegnet, sind alles andere als sympathisch dargestellt, und wir verstehen ihre Angst und ihren Ekel durch den surrealen Expressionismus, mit dem ihr Zustand dargestellt wird. Alles in allem einer der intelligentesten Horrorfilme und bestimmt ein besonders beängstigender.» (Geoff Andrew, Time Out Film Guide)
«Repulsion ist eine bedrückende, beklemmende Geschichte. Und doch hat mir gefallen, dass sich diese junge Frau nicht nur selbst zerstört, sondern dass sie auf ihre eigene Art zurückschlägt.» (Catherine Deneuve im Gespräch mit Katja Nicodemus, Zeit, 12/2011)
«Grössere Schwierigkeiten ergaben sich, als ich Catherine Deneuve für die weibliche Hauptrolle engagieren wollte. (…) [Der Produzent] nannte sie eine überflüssige Extravaganz. Als ich halsstarrig blieb, gab er nach. Mit ihrer ungewöhnlichen Schönheit und ihrem grossen Talent wurde Catherine Deneuve für den Film überaus wesentlich. (…) Die Arbeit mit Catherine Deneuve – das war wie das Tanzen eines Tangos mit einer überragend geschulten Partnerin. Auf dem Set wusste sie genau, was ich von ihr wollte, und sie schlüpfte so sehr in die Haut der Hauptfigur, dass sie bei Ende der Dreharbeiten selbst introvertiert und ein wenig überkandidelt war.» (Roman Polanski, in: Roman Polanski von Roman Polanski, Scherz, 1984)
Drehbuch: Roman Polanski, Gérard Brach
Kamera: Gilbert Taylor
Musik: Chico Hamilton
Schnitt: Alastair McIntyre
Mit: Catherine Deneuve (Carol Ledoux), Ian Hendry (Michael), John Fraser (Colinvonne), Yvonne Furneaux (Helen Ledoux), Patrick Wymark (Vermieter), Renée Houston (Miss Balch), Valerie Taylor (Madame Denise), James Villiers (John), Helen Fraser (Bridget), Hugh Futcher (Reggie), Monica Merlin (Mrs. Rendlesham), Mike Pratt (Arbeiter)
109 Min., sw, Digital HD, E/d