Ein junger Coiffeurlehrling wird während der Grenzbesetzung im Ersten Weltkrieg zum Militär eingezogen und reift, nicht zuletzt dank einem Mentor, zum verantwortungsbewussten Menschen.
«Präzis fängt Füsilier Wipf den Zeitgeist ein und stellt von daher als wahrer Ideenkatalog zur Geistigen Landesverteidigung eine Fundgrube für Historiker dar. Mit entwaffnender Arglosigkeit skizziert der Film den ‹echten› Schweizer gemäss offizieller Typologie (robust, diszipliniert und ländlich), als Zugabe noch das Profil seines Gegenstücks, der ‹echten› Schweizerin (schweigsam, sittsam und fleissig). (...) Der Entwicklungsprozess des jungen Wipf vom ‹Schwächling› zum abgehärteten ‹Mann› erstellt einerseits das Phantombild des Musterbürgers, anderseits aber unterstreicht er den positiven Einfluss der Uniform: Sie rettet Wipf vor dem Morast der Stadt.
Einige kabarettistisch chargierte Ausbrüche zeigen, dass weder der Regisseur noch seine Schauspieler auf den Kopf gefallen sind: Elsie Attenhofers Verführungsnummer, ihre groteske Verlobung oder die Birnenschlacht sind Stellen, in denen Lindtbergs Equipe mit ganzem Herzen die Einfalt (der Vorlage von Robert Faesi) parodiert und zugleich vorgibt, sie zu respektieren.» (Hervé Dumont: Geschichte des Schweizer Films, Schweizer Filmarchiv/Cinémathèque suisse 1987)
«Füsilier Wipf kann – bei romanhaft-erzählerischem Inhalt – als der erste vollständig nationale Film betrachtet werden. Seine Zielrichtung war eindeutig, er sollte das Volk für die Unsicherheit, die seit der Machtergreifung Hitlers in Europa herrschte, sensibilisieren, es durch die Idealität des Milizsystems und des freien Bürgers im Soldatenrock auch gegen die Suggestionen der von der nationalsozialistischen Diktatur ausgegebenen Parolen einer Neuen Ordnung wappnen und einsehen lassen, dass für die Schweiz eine militärische Rüstung nicht unnütz ist.» (Martin Schlappner, in: Vergangenheit und Gegenwart des Schweizer Films 1896–1987, Schweizerisches Filmzentrum 1987)
Drehbuch: Richard Schweizer, Robert Faesi, nach der Novelle von Robert Faesi
Kamera: Emil Berna
Musik: Robert Blum
Schnitt: Käthe Mey, Hermann Haller
Mit: Paul Hubschmid (Reinhold Wipf), Heinrich Gretler (Leu), Robert Troesch (Meisterhans), Zarli Carigiet (Schatzli), Max Werner Lenz (Hungerbühler), Wolfgang Heinz (tschechischer Flüchtling), Sigfrit Steiner (Oberleutnant), Erwin Kalser (Herr Godax), Lisa Della Casa (Vreneli), Emil Hegetschweiler (Coiffeur Wiederkehr), Elsie Attenhofer (Rosa Wiederkehr), Alfred Rasser (Notar Schnurrenberger)
107 Min., sw, Digital HD, Dialekt/d, wahlweise mit Audiodeskription, J/12