Der Fotograf, Cineast und Umweltaktivist Yann Arthus-Bertrand, berühmt für seine Luftbildaufnahmen unseres Planeten, verbindet in seinem jüngsten Projekt ein Mosaik von Porträts einzelner Menschen mit beeindruckenden Bildern der Welt, in der wir leben. Das Filmpodium zeigt die kurze Kinoversion von Human als Premiere.
Der französische Filmemacher und Fotograf Yann Arthus-Bertrand hat sich ursprünglich mit spektakulären Bildreportagen über Natur und Sport einen Namen gemacht. In den letzten Jahren galt sein Augenmerk vornehmlich der bedrohten Umwelt, die er in aufsehenerregenden Luftbildaufnahmen festhielt. Ab 2003 liess er im Internet-Projekt «7 milliards d’autres» über 6000 Menschen aus aller Welt zu Wort kommen, um die internationale Verständigung zu fördern.
In seinem jüngsten Werk, Human, verbindet Arthus-Bertrand die makroskopische Vogelperspektive auf unseren Planeten mit dem mikroskopischen Blick auf einzelne Erdenbürger. Der Film wurde 2015 am Filmfestival von Venedig und gleichzeitig im UNO-Hauptsitz in New York und auf YouTube uraufgeführt.
60 Länder haben Arthus-Bertrand und seine Teams bereist und über 2000 Menschen interviewt – einige Prominente, vor allem aber Unbekannte, die erstmals ihre Geschichte erzählen. Arthus-Bertrand hat diese Menschen aus ihrem Umfeld herausgelöst und sich auf ihre Gesichter und Worte konzentriert. Der Film ist somit eine Reise durch natürliche und von Menschen geschaffene Landschaften, vor allem aber durch individuelle menschliche Schicksale. Human verzichtet auf einen Off-Kommentar und belässt die Äusserungen der Interviewten unverfälscht. Armut, Krieg, Migration und Homophobie sind die Schwerpunkte des Films und lassen doch eine kritische und politische Gewichtung seitens des Cineasten erkennen. Heranwachsen, Liebe und Glück zählen zu den weiteren Themen in Arthus-Bertrands Fragenkatalog, und so beeindruckt dieses filmische Mosaik mit bewegenden, aufwühlenden und amüsanten Aussagen, die sowohl das Gute als auch das Böse im Menschen belegen.
Bei der Premiere am 6. Juni ist Yann Arthus-Bertrand im Filmpodium zu Gast.
«Einen Dokumentarfilm über die Menschheit zu drehen, scheint zunächst ein grössenwahnsinniges Vorhaben. Doch Yann Arthus-Bertrand schreckt vor Mammutprojekten nicht zurück. Der 1946 geborene Franzose hat den Zustand der Welt bereits als Fotograf unter seine Linse genommen. (...) Und auch Arthus-Bertrands Dokumentarfilme Home (2009) und Planet Ocean (2012), den er gemeinsam mit Koregisseur Michael Pitiot realisierte, sind mit enormem technischen und logistischen Aufwand gedreht.
In Human kommen nun die Menschen selbst zu Wort. Auf einen Kommentar verzichtet der Regisseur ganz, nennt zudem weder Namen noch Orte. Stattdessen setzt er unverhohlen auf Emotionen. Vor einem dunklen Hintergrund sprechen die Interviewpartner direkt in die Kamera, verlieren dabei nicht selten die Fassung, wenn sie von Krankheit, Krieg und Tod berichten. Ihre Gedanken über Freiheit, Liebe, Sex und Glück zaubern ihnen hingegen ein Lächeln auf die Lippen. (...) Wiederholt zeigt der Film während eines Gesprächs die stummen Gesichter anderer und verweist damit auf die Universalität des Gesagten. Die geschilderten Ansichten mögen zwar zum Teil grundverschieden sein, wenn es um essenzielle Bedürfnisse geht, sind jedoch alle Menschen gleich.
Mit dieser emotionalen Tour de Force konfrontiert Yann Arthus-Bertrand sein Publikum nicht am Stück. Als ‹Atempausen› zwischen den Interviews, wie der Regisseur es nennt, dienen atemberaubende Luftaufnahmen. Dann sieht der Zuschauer die Welt von oben, häufig in Wellenbewegungen, die erhaben über die Leinwand rollen. Armand Amar lädt diese ästhetisch perfekt durchkomponierten Bilder mit Weltmusik emotional noch ein Stückchen weiter auf.» (Falk Straub, spielfilm.de)
Kamera: Bruno Cusa (Luftbildaufnahmen), Daniel Meyer
Musik: Armand Amar
Schnitt: Françoise Bernard, Anne-Marie Sangla
143 Min., Farbe, DCP, OV/d