Fellini erinnert sich an seine Jugendzeit und zeichnet eine von einfachen Menschen, Käuzen und Originalen belebte Provinzlandschaft, wobei er auch psychische und politische Bedingtheiten der dreissiger Jahre einbezieht. Sein Film ist kein objektiver Bericht, sondern ein durch Erinnerungen verändertes und verwandeltes Zeitbild, in dem der Satiriker Fellini seiner Fantasie und Vorliebe fürs Groteske freien Lauf lässt – eine bildmächtige Schau des vielfältigen, abgrundtief hässlichen wie unendlich schönen Lebens.
«Der Titel Amarcord ist entstanden aus dem in der Mundart der Romagna zusammengezogenen Satz ‹io mi ricordo› (ich erinnere mich). Tatsächlich spielt der Film in der Vergangenheit, in Fellinis Heimat Rimini, der Junge Titta steht wohl für den jungen Fellini. Aber ‹nur› eine Autobiografie ist daraus doch nicht geworden. Vielmehr bekennt sich Fellini hier abermals zu einer Subjektivität, die selbst die eigene Vergangenheit aus dem Blickwinkel der Gegenwart zu verändern vermag. Diese Betrachtungsweise bestimmt auch die Erzählstruktur des Films, die aufgelöst wird in Anekdoten, Erlebnisse, Erfahrungen, Träume. ‹Fellini erzählt längst keine Geschichten mehr. Er schafft Welt – aus Anekdoten, aus Gefühlen. So wie vor ihm einzig Chaplin es getan hat›. (Martin Schlappner)» (Reclams Filmführer)
Drehbuch: Federico Fellini, Tonino Guerra, nach einer Idee von Federico Fellini
Kamera: Giuseppe Rotunno
Musik: Nino Rota
Schnitt: Ruggero Mastroianni
Mit: Magali Noël (die «Gradisca»), Bruno Zanin (Titta Biondi), Pupella Maggio (Miranda, Tittas Mutter), Armando Brancia (Aurelio, Tittas Vater), Stefano Proietti (Oliva, Tittas Bruder), Giuseppe Ianigro (Tittas Grossvater), Nandino Orfei («il Pataca», Tittas Onkel), Ciccio Ingrassia (Teo, der verrückte Onkel), Carla Mora (Gina), Luigi Rossi (Advokat), Maria Antonietta Beluzzi (Tabakhändlerin), Josiane Zanzilli (die «Volpina»)
119 Min., Farbe, 35 mm, I/d/f