In einer Industriestadt des zaristischen Russlands streiken die Arbeiter. Die Regierung in Sankt Petersburg treibt den Provinz-Gouverneur zu hartem Durchgreifen an. Als die Arbeiter, von einem Provokateur angeheizt, Steine werfen, gibt der Gouverneur widerstrebend den Schiessbefehl. Angesichts toter Kinder hat er danach Gewissensbisse, doch aus Sankt Petersburg erhält er den Orden vom Weissen Adler.
«Jeder von Protasanows späten Stummfilmen ist – auf ruhige, solide Weise – ein Experiment. (…) Der weisse Adler war der erste sowjetische Film, der einen zaristischen Regierungsvertreter in einem moralischen Dilemma zeigte, dem Konflikt zwischen privatem Gewissen und offizieller Pflicht – und der Film wurde deshalb falscher Sympathien bezichtigt. Heute erscheint er weniger durch sein Thema ausserordentlich als durch seine Besetzung.» (Jay Leyda: Kino – A History of the Russian and Soviet Film, George Allen & Unwin 1960)
«Zwei diametral entgegengesetzte Schauspielschulen treffen hier aufeinander: Katschalow war einer der Stars des Moskauer Künstlertheaters, ein echter Stanislawski-Schüler; Meyerhold entwickelte und propagierte die Biomechanik. Protasanow konstruierte eine klare Gegenüberstellung des ‹psychologischen› und des ‹physiologischen› Stils.» (Peter Bagrov, Katalog Giornate del cinema muto, Pordenone 2012)
Drehbuch: Oleg Leonidow, Jakow Protasanow, Jakow Urinow, nach der Erzählung «Der Gouverneur» von Leonid Andrejew
Kamera: Peter Jermolow
Mit: Wasili Katschalow (Gouverneur), Anna Sten (Hauslehrerin), Wsewolod Meyerhold (Würdenträger), Andrej Petrowski (Polizeichef), Pjotr Repnin (Bischof), Iwan Tschuweljow (Provokateur), Jelena Wolkonskaja (Frau des Gouverneurs), Alexander Tschistjakow (Gefangener), Alexander Gromow (Revolutionär)
70 Min., sw, 35 mm, Stummfilm, russ + d Zw'titel