Célestine tritt eine neue Stelle als Dienstmädchen in der französischen Provinz an. Aus ihrer Sicht lernt man die wohlhabenden Herrschaften, aber auch die Bediensteten kennen.
«Wenn Moreau geht, zittert ihr Fuss leicht auf dem Absatz des Schuhs, ein Mangel an Stabilität, der beunruhigt. Sie ist eine wunderbare Schauspielerin; ich brauchte ihr nur zu folgen, fast ohne sie zu korrigieren. Über die Figur der Kammerzofe habe ich von ihr Dinge erfahren, die ich nie geahnt hätte.» (Luis Buñuel: Mein letzter Seufzer. Erinnerungen, Ullstein 1995)
«Célestine hat etwas nicht Greifbares, in manchen Momenten fast Unwirkliches. Von Anfang an scheint sie über den Klassen und Milieus zu schweben, kleidet sich für ein Dienstmädchen zu elegant und trägt Parfum. Célestine ist eine subversive Kraft, ein Katalysator, auf den alle anderen reagieren, mit Begehren, Neid oder Ablehnung. Sie selbst bleibt davon aber völlig ungerührt. Sie bedient die anderen, weiss jedoch um ihre Macht über die Sexualität der Männer.» (Jeanne Moreau, zit. in: Die Zeit, 8.2.2008)
«Wie die meisten von Buñuels Heldinnen ist Célestine intuitiv eine Feministin, aber ihrer Zeit voraus, und sie verpatzt es durch ihren Egoismus und ihre Ambivalenz angesichts männlicher Skrupellosigkeit. Moreaus unheilvolles Charisma ergänzt Buñuels sarkastische Traurigkeit.» (Raymond Durgnat, Time Out Film Guide)
Drehbuch: Luis Buñuel, Jean-Claude Carrière, nach dem Roman von Octave Mirbeau
Kamera: Roger Fellous
Schnitt: Louisette Hautecœur, Luis Buñuel
Mit: Jeanne Moreau (Célestine), Georges Géret (Joseph), Michel Piccoli (M. Monteil), Daniel Ivernel (M. Mauger), Françoise Lugagne (Mme Monteil), Jean Ozenne (M. Rabour), Dominique Sauvage (Claire), Bernard Musson (Küster), Jean-Claude Carrière (Pfarrer), Muni (Marianne), Gilberte Géniat (Rose)
97 Min., sw, DCP, F/d