«Anne Desbarèdes verfolgt die zögerlichen Fortschritte ihres Sohnes am Klavier – da ertönt von draussen ein Rumoren. Als sich daraus ein veritabler Auflauf entwickelt, begeben auch sie sich auf die Strasse, stellen auch sie sich vor das Fenster der Erdgeschoss-Bar, schauen hinein – auf eine junge Frau, die mitten im Raum liegt, puppenstarr, der Kopf halb umkränzt vom Licht einer Deckenlampe. Chauvin, ein Arbeiter, beobachtet dabei Anne, die so gar nicht in dieses Milieu passt und ihn deshalb interessiert (...) Was für ein merkwürdiges, zugleich zeittypisches und unmodisches Stück Kino – eine Nouvelle-Vague-Star-besetzte Melange aus französischem poetischem Realismus der 1930er- und britischer Kitchen-Sink-Filmlyrik der späten 1950er-Jahre, gespickt mit antonioniesken Spitzen in den häuslichen Szenen mit Anne und ihrem Gatten (...) was eklektischer klingt, als es beim Sehen wirkt. So erweist sich das Bühnenaxiom Peter Brook gleich mit seiner ersten Kinoarbeit als Meister auch dieser Kunst.» (Rui Hortênsio da Silva e Costa, Österreichisches Filmmuseum, 4/2014)
«Nach Hiroshima mon amour (1959) war dies Marguerite Duras’ zweiter Vorstoss zum Film. Durch seine intellektuellen Ambitionen und die Gegenwart Belmondos und Jeanne Moreaus (die für ihre Darstellung 1961 einen Preis bei den Filmfestspielen in Cannes gewann) erregte der Film sehr viel Interesse. Die lyrische Kameraarbeit und ein durch den langsamen Rhythmus erzeugtes Gefühl der Öde rufen wirkungsvoll die Atmosphäre einer französischen Provinzstadt hervor.» (Buchers Enzyklopädie des Films)
Drehbuch: Marguerite Duras, Gérard Jarlot, Peter Brook, nach dem Roman von Marguerite Duras
Kamera: Armand Thirard
Musik: Antonio Diabelli
Schnitt: Albert Jurgenson
Mit: Jeanne Moreau (Anne Desbarèdes), Jean-Paul Belmondo (Chauvin), Didier Haudepin (Pierre, Annes Sohn), Valéric Dobouzinsky (Mörder), Pascale de Boysson (Wirtin), Jean Deschamps (M. Desbarèdes), Colette Régis (Klavierlehrerin)
95 Min., sw, 35 mm, F/d, ab 14 Jahren