Der russisch-ukrainische Filmemacher Vitaly Mansky will den Alltag einer gewöhnlichen Familie in Nordkorea dokumentieren. Tatsächlich bekommt er die Drehgenehmigung. Aber er muss sich strikte an ein von Funktionären vorgefertigtes Drehbuch halten, und er und sein Team werden rund um die Uhr «betreut». Im Zentrum stehen die achtjährige Zin-mi und ihre (namenlosen) Eltern, die extra für diesen Film eine neue Wohnung und neue Jobs bekommen. Wir erleben mit, wie Zin-mi als Mitglied der Kinderunion aufgenommen und auf ihr neues Leben als selbstverantwortliche Genossin unter dem «Obersten Führer» Kim Jong-un vorbereitet wird. Die Umsetzung des Films wird von den Genossen Drehbuchautoren überwacht, jede Szene eingeübt und inszeniert. Mansky pokert hoch und lässt heimlich die Kamera auch in diesen Momenten rund um die einstudierten «Alltagsszenen» laufen. Das vorgesehene Vorzeige-Porträt einer Familie Nordkoreas wird somit laufend durch sein mitgeliefertes Making-of demontiert. (pm)
«Was Manskys Kamera einfängt, könnte als Komödie durchgehen, würde es nicht auf subtile Weise eine Realität entlarven, in der sich die Menschen wie ferngesteuert bewegen und Emotionen auf Befehl abgerufen werden. Tragisch-komische Making-of-Momente dekonstruieren eine bis ins Detail ausgeklügelte Propagandamaschinerie, die der Dystopie ‹1984› von George Orwell in nichts nachsteht.» (Sascha Lara Bleuler, Human Rights Film Festival Zurich, 2016)
«Die Fragen über Menschen und ihre Sozialisierung in einer Diktatur und über die unscharfe Grenze zwischen Inszenierung und Authentizität machen Under the Sun zu einer faszinierenden Dokumentation über Nordkorea. Beeindruckend ist, wie ästhetisch reizvoll Manskys Film dieses Land mit seinen Menschen einfängt, das wir sonst nur in Form von offiziellen Propaganda-Videos oder verwackelten Undercover-Kameramitschnitten kennen.» (Anselm Huppenbauer, cinemaforever.net)
Drehbuch: Vtaly Mansky
Kamera: Alexandra Ivanova, Mikhail Gorobchuk
Musik: Karlis Auzans
Schnitt: Andrej Paperny
106 Min., Farbe, DCP, OV/d