Im Tokio der frühen Nachkriegszeit praktiziert der dem Alkohol verfallene Dr. Sanada in einem Slum. Eines Tages erscheint ein junger angeschossener Gangster in seiner Praxis. Der Arzt zieht ihm eine Kugel aus der Hand, hat aber obendrein den Verdacht, dass der junge Mann an Tuberkulose leidet, was dieser nicht wahrhaben will. Zwischen den beiden entwickelt sich eine Beziehung, geprägt von Hass und Verachtung, aber auch gegenseitiger Abhängigkeit und widerwilliger Anerkennung.
«Fünf Jahre nach dem Debüt mitten im Krieg war Engel der Verlorenen bereits Akira Kurosawas siebter Film und ein mehrfacher Durchbruch zur Grösse: Nach eigenem Bekunden fand Kurosawa hier erstmals zu genuiner Autorenschaft (und auch zur Anerkennung durch die Filmkritik). Gleichzeitig war es sein erster Film mit Toshiro Mifune, mit dem er 16 seiner nachfolgenden 17 Filme drehen sollte. (…) Das anfänglich noch eindimensionale Ringen um die psychische und physische Existenz des Angeschlagenen weitet sich zu einem kraftvoll-düsteren Porträt der japanischen Nachkriegsgesellschaft (…). Wie Kritiker Jay Carr treffend anmerkt, oszilliert Engel der Verlorenen zwischen einem Warner-Gangsterfilm der frühen dreissiger Jahre und italienischem Nachkriegsrealismus. Und doch macht Kurosawa etwas ganz anderes daraus: einen expressionistisch überhöhten Gegenwarts-quasi-Samuraifilm.» (Andreas Furler, Programmheft Filmpodium, 12/2013)
«Die Beziehung der beiden Männer ist in jedem Moment ein Duell aufs Messer, ein Drama aus wilden Blicken, explosiven Gesten, rauschenden Posen, überlebensgrossen Gebärden. Kino-Expressionismus pur, gespickt mit realistischen Details und symbolischen Filmzeichen der Vergeblichkeit.» (Harry Tomicek, Österreichisches Filmmuseum, 12/2005)
Drehbuch: Keinosuke Uekusa, Akira Kurosawa
Kamera: Takeo Ito
Musik: Fumio Hayasaka
Schnitt: Akira Kurosawa
Mit: Takashi Shimura (Sanada, Arzt), Toshiro Mifune (Matsunaga, Gangster), Reisaburo Yamamoto (Okada, Gangsterboss), Michiyo Kogure (Nanae, Matsunagas Freundin), Chieko Nakakita (Miyo, Krankenschwester), Noriko Sengoku (Gin), Shizuko Kasagi (Sängerin)
98 Min., sw, DCP, Jap/d, ab 12