«‹Le véritable enfer existe sur la terre. C’est la misère, la solitude, la méchanceté des hommes.› René Clairs sehr freie Adaption des Faust-Stoffes spiegelt den (alten) wissensdurstigen Gelehrten in seinem (jungen) satanischen Versucher, stellt die beiden einander als Doppelgänger im Geiste gegenüber, als Herzensfeinde auf der Jagd nach dem irdischen Paradies, das in Trugbildern von ewiger Jugend, Geld, Macht und Fortschritt aufflackert. Durch den schlagenden Einfall, die Kontrahenten ihre Körper tauschen zu lassen, verwischt La beauté du diable nicht nur die Grenze von Gut und Böse, der Film bereitet auch – für den Betrachter höchst vergnüglich – seinen Hauptdarstellern eine grosse Bühne: Gérard Philipe, leichtfüssig-romantisch, und Michel Simon, höhnisch-derb, spielen sich, mal als Faust, mal als Mephisto, gegenseitig die Seele aus dem Leib. Für Clair, der seine Version der Legende in einer imaginären Zwischenzeit von alchimistischem Spätmittelalter, beginnender Industrialisierung und Nuklearepoche (Ausstattung: Léon Barsacq) ansiedelt, führen der menschliche (teuflische) Erkenntnisdrang, der starke Wille, die Welt mithilfe der Wissenschaft zu verändern, der Materie ihr Geheimnis zu entreissen, die Energie noch des letzten Staubkorns zu entfesseln, zwangsläufig in die Katastrophe: Das Streben nach Glück endet in der Hölle auf Erden. Der (ein wenig hilflos wirkende) konservative Moralismus der Erzählung (die auf ein fragwürdiges Happy End hinausläuft) wird bekömmlich durch die Beweglichkeit der zirzensischen Inszenierung, die Träume, Visionen und Chimären kunstfertig zusammenbindet.» (Sebastian, kinotagebuch.blogspot.com)
Drehbuch: René Clair, Armand Salacrou, nach der Faust-Legende
Kamera: Michel Kelber
Musik: Roman Vlad
Schnitt: James Cuenet
Mit: Michel Simon (Mephistopheles / alter Prof. Henri Faust), Gérard Philipe (junger Henri Faust / junger Mephistopheles), Raymond Cordy (Antoine, der Diener), Nicole Besnard (Marguerite, das Zigeunermädchen), Gaston Modot (Zigeuner), Simone Valère (Prinzessin), Tullio Carminati (Kammerherr), Carlo Ninchi (Prinz), Paolo Stoppa (Staatsanwalt)
96 Min., sw, 35 mm, F/d