Sie sind fast hundert Jahre alt, doch die klassischen amerikanischen Komiker-Filme bringen auch ein heutiges Publikum spielend zum Lachen – ob man sie zum ersten Mal entdeckt (wie das ganz junge Publikum) oder sie zum wiederholten Mal sieht (wie viele der Eltern, Tanten und Grossväter). Darum bietet das Stummfilmfestival des Filmpodiums zum ersten Mal ein Programm speziell für Familien an.
Die Filme sind auch ohne Lesekenntnisse verständlich: Die Kinder freuen sich an den Missgeschicken, die Laurel und Hardy, Charley Chase und Buster Keaton mit viel Slapstick zu bewältigen haben: Seien dies Probleme mit den Hosen, die man auf der Flucht vor der Polizei wechseln muss, sei es ein Hund, den es wider Willen zu baden gilt, oder ein Haus zum Selberbauen, das in falsch nummerierten Kisten verpackt ist. Für die Erwachsenen bieten die witzigen Zwischentitel einen zusätzlichen Reiz.
Live-Begleitung:
André Desponds, Zürich (Flügel)
Gesamtdauer: 72 Min.
Zur Hochzeit hat Buster ein Fertighaus geschenkt bekommen, eines zum selber Bauen. Sein neidischer Rivale vertauscht die Nummern der Kisten, in denen sich die Einzelteile befinden. Zur Einweihungsparty kann Buster nur ein höchst seltsames Gebilde präsentieren.
One Week gilt als erste Arbeit, die unverkennbar Keatons Handschrift aufweist: halsbrecherische Stunts, irrwitzige Missgeschicke und Fehlhandlungen, die Keaton allesamt mit stoischer Unbeirrbarkeit ausführt und hinnimmt.
Drehbuch: Buster Keaton, Edward F. Cline
Kamera: Elgin Lessley
Schnitt: Buster Keaton
Mit: Buster Keaton (Bräutigam), Sybil Sealey (Braut), Joe Roberts (Klavier-Träger)
22 Min., sw, DCP, Stummfilm, e + d Zw'titel, K/6
Charley muss dringend zum Bahnhof – klar, dass sich gerade jetzt Hindernis an Hindernis reiht! Sein Auto bleibt im Schlamm stecken, und beim Versuch, es zu befreien, landet er in einem Teich. Da bleibt Charley nichts anderes übrig, als sich richtig nass zu machen.
Kamera: Len Powers
Mit: Charley Chase (Jimmie Jump), William Gillespie (Fahrer), Martin Wolfkeil (Garagist), Jack Gavin (Klavierträger), Martha Sleeper, Janet Gaynor
10 Min., sw, DCP, Stummfilm, e + d Zw'titel
Der hundescheue Charley wird durch Zufall Butler bei einer Familie, die ihre Tochter einem Adligen antrauen will. Charley versucht der Schönen zu helfen, aber zuerst muss er den Hund des Hauses baden – nachdem er den adligen Freier gesäubert hat.
Drehbuch: Leo McCarey, H. M. Walker
Kamera: Floyd Jackman
Schnitt: Richard C. Currier
Mit: Charley Chase (Charley), Stuart Holmes (adliger Freier), Mildred June (Tochter), Josephine Crowell (Mutter), William Orlamond (Vater)
22 Min., sw, DCP, Stummfilm, e + d Zw'titel
Nach ihrer Flucht aus dem Gefängnis müssen Stan und Ollie schnell ihre Häftlingskleidung loswerden. Doch in der Eile haben sie versehentlich ihre Hosen vertauscht. Ihr Versuch, die Beinkleider zu wechseln, gestaltet sich schwierig und so landen sie schliesslich hoch auf dem Stahlgerüst eines im Bau befindlichen Wolkenkratzers.
«Dieser ungewöhnliche und sehr gelungene Ausflug in die Domäne von Harold Lloyd, den Fassadenkletterer-Comedy-Thriller, enthält einige der komischsten Laurel-&-Hardy-Momente. (…) In luftiger Höhe findet auch die Partnerbeziehung zu neuen Variationen: Selbst vor Angst schlotternd, ermannt Hardy sich, dem an einem Eisenträger hängenden Laurel zu Hilfe zu kommen; er schwingt ihn in Sicherheit, gerät dadurch aber selbst in Gefahr; also stösst er Laurel ins Ungewisse zurück und sagt lieber auf den Knien ein Stossgebet, als noch einmal sein Leben zu riskieren.» (William K. Everson: Laurel & Hardy, Goldmann 1980)
Drehbuch: Leo McCarey
Kamera: George Stevens
Schnitt: Richard C. Currier, William H. Terhune
Mit: Stan Laurel (Stan), Oliver Hardy (Ollie), Jack Hill (Polizist), Harry Bernard (Arbeiter am Fischmarkt), Jean Harlow [=Harlean Carpenter] (Frau im Taxi), Ed Brandenburg (Taxifahrer), Sam Lufkin (Fluchtwagenfahrer), James Finlayson (Ladenbesitzer)
18 Min., sw, DCP, Stummfilm, e + d Zw'titel, ab 6/8