1942 in Vevey geboren, war Francis Reusser mehr als die älteren Cineasten der Groupe 5 ein Angehöriger der 68er-Generation, der sich offen und laut gegen die herrschenden Verhältnisse auflehnte und explizit politische Themen ansprach. Auch war das Frauenbild in seinen Filmen differenzierter, vielleicht dank der Mitwirkung von Patricia Moraz und Christiane Grimm bei Reussers Drehbüchern.
Aus Anlass des Kinostarts von Reussers filmischer Rückschau auf sein Leben und sein Werk, La séparation des traces (2018), die er am 24. Februar um 11.00 Uhr im Kosmos persönlich präsentiert, zeigt das Filmpodium, ebenfalls in Anwesenheit des Regisseurs, zwei seiner Frühwerke, Vive la mort (1969; Spieldatum: So, 24.2.,15:00) und Seuls (1981; Spieldatum: So, 24.2.,17:30), jüngst restauriert von der Cinémathèque suisse.
«Einmal mehr schuldet die Hauptfigur alles der Einbildungskraft des Autors, der sich anhand der Marotten dieses Protagonisten Jean einer Art Selbstanalyse unterzieht. Eine zufällig erblickte Fotografie erinnert diesen an seine für immer verlorene Mutter, die er wiederzufinden hofft, zumindest im Traum, indem er die Liebe von Carole gewinnt, die er durch ein nonkonformistisches Künstlerpaar kennenlernt. Am Ende dieser Suche des Herzens findet er jedoch den kleinen elternlosen Jungen wieder, der er einst war und den er wiedererkennen will in Antoine, einer Figur von Ramuzʼ 1984 erschienenem Roman ‹Derborence›». (Freddy Buache: Trente ans de cinéma suisse, 1965–1995, Centre Georges Pompidou 1995)
Drehbuch: Francis Reusser, Christiane Grimm
Kamera: Renato Berta
Musik: Louis Crelier, Michael Galasso
Schnitt: Francis Reusser, Elisabeth Waelchli
Mit: Niels Arestrup (Jean), Christine Boisson (Carole), Michael Lonsdale (Ludovic), Bulle Ogier (Lucienne), Olimpia Carlisi (Marlène), Andrée Tainsy (Tante), Walo Lüönd (Laval), Catherine Le Dall (Marie, Jeans Mutter)
100 Min., Farbe, DCP, F/d