«Der für seine wunderbar schelmischen Ungeheuerlichkeiten bekannte Rosa von Praunheim wendet sich in seinem fesselnden Familiendokumentarfilm Meine Mütter einer ernsteren Betrachtung seiner Herkunft zu. Nachdem er 2000 von seiner 95-jährigen Mutter erfahren hat, dass er aus einem Waisenhaus in Riga adoptiert worden war, macht von Praunheim sich auf, um seine leiblichen Eltern aufzuspüren. Obschon solche Reisen nicht eben neu sind, sorgen die furchtlose Ehrlichkeit des Regisseurs und der Hintergrund des Zweiten Weltkriegs für ein packendes Kinoerlebnis. (...) 1942 als Holger Radtke geboren und adoptiert als Holger Mischwitzky, tritt von Praunheim seine Suche mit widersprüchlichen Gefühlen an, da die Eltern, die ihn aufgezogen haben, ihm jene Art von liebevollem und unterstützendem Heim boten, die für einen ‹Enfant terrible›-Filmemacher überlebenswichtig sind. Nach dem Tod seiner Mutter Gertrud beginnt er, Details über die Nazi-Besatzung Lettlands auszugraben, stösst rein zufällig auf den Namen seiner leiblichen Mutter, Edith Radtke, und auf die Urkunde seiner eigenen Geburt in einem Gefängnis. Von Praunheim hat keine Angst, Spuren zu verfolgen, die andere lieber verbergen würden, wie etwa das grausige Erbe der SS, und obwohl am Schluss offene Fragen bleiben, ist dieser bewegende Dokumentarfilm ein perfektes Gegenstück zu seinem tuntig-verspielteren Pfui, Rosa!.» (Jay Weissberg, Variety, 7.2.2008)
Drehbuch: Rosa von Praunheim
Kamera: Elfi Mikesch, Thomas Ladenburger, Markus Tiarks
Musik: Andreas M. Wolter
Schnitt: Mike Shephard
Mit: Gertrud Mischwitzky, Rosa von Praunheim, Astrid Ruschlau, Agnese Luse, Markus Tiarks
87 Min., Farbe + sw, Digital HD, D+Russ+E/d