Als Bertrand Morane zu Grabe getragen wird, ist die Trauergemeinde rein weiblich, denn er war «Der Mann, der die Frauen liebte» – so der Titel seiner Memoiren, die am Tage seines jähen Todes erschienen sind.
«Nach dem Trauerspiel der Adèle H. die Tragikomödie des Bertrand Morane: Beide sind aus demselben Holz geschnitzt. Adèle und Bertrand sind von der gleichen Obsession besessen; ihr pathogenes Syndrom heisst Amour fou. Während Adèles Besessenheit auf eine nicht-austauschbare Person zentriert ist, richtet sich die Libido Bertrands auf wechselnde Objekte. Aber dieser Unterschied besteht nur zum Schein (und begründet allenfalls hier die Tragödie und dort die Komödie), denn beide, Adèle und Bertrand, meinen mit ihrer Liebe nichts als diese Liebe selbst. Die Gegenstände ihrer Amour fou werden nie zu Partnern, Pinson nicht durch eigene Gleichgültigkeit und Verweigerung, die Gespielinnen des Bertrand Morane nicht durch dessen prinzipielle, ja existenzielle Promiskuität. (...) Vom Baumuster her ist Lʼhomme qui aimait les femmes zweifellos der facettenreichste Film Truffauts (...), ein Film zudem, in dem Truffaut sein schon reich entwickeltes filmsprachliches Vokabular in der Darstellung des Schreibens und der filmischen Transponierung von schon Geschriebenem weiter vervollkommnet hat.» (Peter W. Jansen, in: François Truffaut, Hanser Verlag 1984)
Drehbuch: Michel Fermaud, Suzanne Schiffman, François Truffaut
Kamera: Néstor Almendros
Schnitt: Martine Barraqué
Mit: Charles Denner (Bertrand Morane), Brigitte Fossey (Geneviève Bigey), Nelly Borgeaud (Delphine Grezel), Geneviève Fontanel (Hélène), Leslie Caron (Véra), Nathalie Baye (Martine Desdoits), Valérie Bonnier (Fabienne), Jean Dasté (Dr. Bicard), Sabine Glaser (Bernadette)
120 Min., Farbe, DCP, F/d