«Truffauts Ode an das Leben der Boheme in Frankreich und Deutschland in den Jahren künstlerischer Gärungsprozesse zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg. Der Österreicher Jules und der Franzose Jim – die Sorte Künstler, die als Erwachsene etwas anderes werden – sind in friedlicher Freundschaft verbunden. Wenn sie aber mit Catherine zusammen sind, fühlen sie sich lebendig; da kann alles passieren. Sie ist der Katalysator, der Störenfried, eine Quelle von Freude wie Verzweiflung; eine Zauberin, aber auch eine Fanatikerin, eine Absolutistin und ein bisschen verrückt. Entschlossen, das Leben genauso auszukosten wie ein Mann, beansprucht sie Gleichberechtigung, dieweil sie jede weibliche List anwendet, um ihre Machtposition zu stärken. (...) Catherine heiratet Jules, der sie nicht halten kann, und in seiner Verzweiflung ermutigt er Jims Interesse an ihr: ‹So wird sie immer noch uns gehören.› Sie besteht auf ihrer Freiheit, Männer zu verlassen, doch wenn diese sie verlassen (wie Jim es tut), ist sie ebenso am Boden zerstört und hilflos wie irgendeine allzu anhängliche Pflanze (vielleicht noch schlimmer, da sie nicht einmal Mitgefühl einfordern kann). Elliptisch, voller Witz und Glanz, ist dies der beste Film über jene Epoche, die wir mit Scott Fitzgerald assoziieren (auch wenn die Handlung viel früher einsetzt).» (Pauline Kael, 5001 Nights at the Movies, Marion Boyars, 1993)
Drehbuch: François Truffaut, Jean Gruault, nach dem Roman von Henri-Pierre Roché
Kamera: Raoul Coutard
Musik: Georges Delerue
Schnitt: Claudine Bouché
Mit: Jeanne Moreau (Catherine), Oskar Werner (Jules), Henri Serre (Jim), Marie Dubois (Thérèse), Boris Bassiak (Albert), Vanna Urbino (Gilberte), Sabine Haudepin (Sabine), Anny Nelsen (Lucie), Michel Subor (Erzähler)
106 Min., sw, DCP, F/d, ab 12