Insbesondere die medial versierten Direktoren Walter Gropius und Mies van der Rohe machten aus dem Bauhaus einen Markennamen, dank markanter Eigenschaften der Bauhaus-Produkte, aber auch dank geschicktem PR-Management. Die Filme zur Reformarchitektur belegen, dass der Mythos Bauhaus keineswegs erst in der Nachkriegszeit entsteht, sondern bereits in den 1920er-Jahren gezielt aufgebaut wurde. In dem von Gropius initiierten und kontrollierten PR-Film Wie wohnen wir gesund und wirtschaftlich? demonstriert seine Frau Ise mit Freundinnen und Hausmädchen die Vorteile der schrittsparenden Küche, leichter Freischwinger und frei drehbarer Beleuchtung, von Wischmopps und Bauhaus-Tee-Eiern. Wo wohnen alte Leute? zeigt ein sozial engagiertes Seniorenwohnheim in lichtdurchfluteter, funktionaler Architektur des Bauhausdozenten Mart Stam. Im Sinne des Neuen Bauens dreht Hans Richter für die Wohnungsbau-Ausstellung in Basel den PR-Film Die Neue Wohnung. Mit Witz und Ironie zerlegt er die «gute Stube» des Bürgertums in ihre Bestandteile, stürzt nutzlose Porzellanfiguren vom Vertiko und ersetzt Jugendstil-Zierrat durch nüchterne, zweckmässige Inneneinrichtung. Dass die PR-Filme vor allem Modernität ausstrahlen sollen, wird erst richtig deutlich, wenn man sie mit Amateurfilmen zur Architektur konfrontiert. Home Movies engagierter Beteiligter (Elektroingenieur, Sekretärin) vermitteln den Stolz auf Architektur und kollektive Aktivitäten in der Genossenschaftssiedlung Freidorf (Kanton Basel-Land), errichtet 1919–21 vom späteren Bauhausdirektor Hannes Meyer. Sie gilt als der bedeutendste Siedlungsbau der Schweiz der Zwischenkriegszeit.
Einführung: Thomas Tode
Am Flügel: Günter A. Buchwald
Gesamtdauer: 88 Min.