Nach dem Skandalerfolg von Viridiana stand Buñuel für seinen nächsten Film ein grosses Budget zur Verfügung, und sein Produzent liess ihm viele Freiheiten. Inspiriert vom Theaterstück «Los náufragos», erzählt El ángel exterminador von einem Ehepaar, das nach einer Opernpremiere in seine Villa zum eleganten Abendessen einlädt. Ohne ersichtlichen Grund suchen die Bediensteten bald das Weite, und nach dem Essen schaffen es die Gäste nicht, das Haus zu verlassen. Tagelang sind sie gezwungen, den unerklärlich zwanghaften Zustand zu ertragen, wobei die Maske der Zivilisation mehr und mehr von ihnen abfällt und sie zunehmend verwahrlosen. Erst die Rekonstruktion der Ausgangssituation bricht den Bann, doch beim Dankgottesdienst in der nahen Kirche scheint sich das Unerklärliche zu wiederholen.
«Das Ein- oder Ausgeschlossensein ist ein häufiges Grundmuster der Filme Buñuels, ein anderes die Unmöglichkeit der Wunscherfüllung. (…) Der Regisseur, selbst ein Kind des spanisch-katholischen Grossbürgertums, variiert eines seiner Lieblingsthemen: den diskreten Charme der Bourgeoisie, die Faszination einer Gesellschaftsschicht, bei der die Fallhöhe zwischen vornehmer Etikette und völliger Haltlosigkeit besonders gross erscheint. (…) So gepflegt, wie sich die erlauchte Gesellschaft zu Anfang gibt, so gepflegt wirkt seine Inszenierung.» (Leonore Poth, Metzler Film Lexikon)
«Eine der surrealsten und einfallsreichsten Parabeln Buñuels: über die bürgerliche Gesellschaft als Gefangene ihrer selbst.» (Bruno Jaeggi, BaZ)
Drehbuch: Luis Buñuel, Luis Alcoriza, nach einem Theaterstück von José Bergamín
Kamera: Gabriel Figueroa
Musik: Domenico Scarlatti, Pietro Domenico Paradisi, gregorianische Gesänge
Schnitt: Carlos Savage
Mit: Silvia Pinal (Leticia), Enrique Rambal (Edmundo Nobile), Lucy Gallardo (Lucía Nobile), Jacqueline Andere (Alicia Roc), Augusto Benedico (Doktor), José Bavierra (Leandro Gómez), Luis Beristáin (Cristián Ugalde), Antonio Bravo (Russell), Claudio Brook (Julio, Majordomus)
95 Min., sw, DCP, Sp/e