«Hartleys jeu d’esprit geht von einer faszinierenden Prämisse aus: Das gleiche Drehbuch wird dreimal inszeniert, mit drei verschiedenen Besetzungen, sodass sich lokale kulturelle Unterschiede und das kumulative Wissen des Betrachters verschiedentlich auf Tonlage und Umsetzung auswirken können. ‹New York, Februar 1993› bietet die herben Liebeswirrungen, die man aus dem früheren Werk des Regisseurs kennt, denn Bill (Bill Sage) gibt sich 90 Minuten Zeit, um zu entscheiden, ob seine Zukunft bei seiner Partnerin Emily (Parker Posey) liegt, und lässt seine Entscheidung von Walters (Martin Donovan) selbstmörderischer Reaktion auf die Abweisung durch Bills andere Geliebte bestimmen. In ‹Berlin, Oktober 1994› zögert der schwarze Amerikaner Dwight (Dwight Ewell) wegen seiner Affäre mit dem Kunsthändler Johann (Dominik Bender), und ein Chor von erfrischend einfachen Handwerkern erklärt die selbstreflexiven Strategien des Films. ‹Tokio, März 1995› dreht sich um die Butoh-Darstellerin Miho (Miho Nikaido, Hartleys Frau) und den zu Besuch gekommenen amerikanischen Filmemacher Hal, der vom Autor/Regisseur selbst mit komischer Gehemmtheit verkörpert wird. Obwohl die aphoristischen Dialoge und der schlaue Witz inzwischen selbstverständlich sind, erlaubt diese Struktur Hartley, mehr und mehr erzählerische Exposition abzuwerfen, was eine Godard’sche Verspieltheit erzeugt und auch das Interesse des Regisseurs an rein choreografischen Nuancen erneuert.» (Trevor Johnston, Time Out Film Guide)
Drehbuch: Hal Hartley
Kamera: Michael Spiller
Musik: Hal Hartley, Jeffrey Taylor
Schnitt: Steve Hamilton
Mit: Bill Sage (Bill), Parker Posey (Emily), Martin Donovan (Walter), Dwight Ewell (Dwight), Dominik Bender (Johann), Miho Nikaido (Miho), Hal Hartley (Hal), Michael Imperioli (Michael), Robert John Burke (Mann in Toilette), Harold Perrineau (Mann in Toilette)
85 Min., Farbe, 35 mm, E/d