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Dr. Henry Jekyll ist ein brillanter Arzt und Wohltäter, der sich auch der Armen annimmt, zum Verdruss seines konservativen Kollegen Dr. Lanyon. Sir George Carew hingegen, für dessen Tochter Millicent Jekyll zärtliche Gefühle hegt, ist ein Lebemann, der seinen Schwiegersohn in spe für unnatürlich tugendhaft hält. Er nimmt Jekyll mit in einen Nachtclub und macht ihn mit der lasziven Tänzerin Gina bekannt. Jekyll reagiert auf diese Versuchung, indem er sich vornimmt, das Böse in sich zu isolieren. Der Trank, den er zu diesem Zweck braut, verwandelt ihn in einen ebenso hässlichen wie skrupellosen Menschen, der sich Mr. Hyde nennt und eine eigene Existenz entwickelt. Zunächst kann Jekyll die Verwandlung noch rückgängig machen, wenn die Wirkung des Tranks verfliegt, aber allmählich gewinnt Hyde die Oberhand und sein Wüten fordert erste Opfer.
Kaum hatte Robert Louis Stevenson 1886 seine Novelle «The Strange Case of Dr. Jekyll and Mr. Hyde» veröffentlicht, entstand schon eine Bühnenfassung, denn diese Geschichte bot jedem grossen Schauspieler eine Parade-Doppelrolle. Schon 1908 wurde der Stoff ein erstes Mal verfilmt, doch die erste wegweisende Adaption schuf John S. Robertson 1920. Sein Trumpf war der berühmte Bühnenschauspieler John Barrymore, der die Verwandlung vom gut aussehenden Edelmann Jekyll in den monströsen Mr. Hyde beim ersten Mal in einer einzigen Einstellung, ohne Make-up und Spezialeffekte vollführt, mit nichts als Mimik und Gestik. Später, als Hyde immer grausiger wird, setzt Barrymore auch unappetitliche Zähne und Fingernägel ein sowie eine Prothese, die seine Kopfform verändert. (mb)
«Man kann hier den ausserordentlichen modernisierenden Einfluss erahnen, den sein Talent auf die Schauspieler seiner Zeit gehabt haben muss, indem es sie von dem pantomimischen Stil des Schauspiels, der die viktorianische Bühne und einen Grossteil des Stummfilms dominierte, wegführte, wie Brandos späterer Einfluss den typisierenden Schauspielstil, der den Tonfilm prägte, hinwegfegte.» (Matt Bailey, notcoming.com, 2010)
Alfred Hitchcock zählte 1939 gleich zwei (nicht erhaltene) Titel des heute kaum mehr bekannten Regisseur John S. Robertson zu den wichtigsten zehn Filmen.
«One can see a glimpse of the extraordinary modernizing influence (Barrymoreʼs) talent must have had on the actors of his day, moving them on from the pantomimic style of acting that dominated the Victorian stage and so much of early silent drama in much the same way as Brando’s later influence swept away the presentational style of acting that pervaded talking pictures.» (Matt Bailey, notcoming.com, 2010)
Drehbuch: Clara Beranger, nach dem Roman von Robert Louis Stevenson
Kamera: Roy F. Overbaugh
Mit: John Barrymore (Dr. Henry Jekyll/Mr. Edward Hyde), Brandon Hurst (Sir George Carew), Martha Mansfield (Millicent Carew), Charles Lane (Dr. Lanyon), Cecil Clovelly (Edward Enfield), Nita Naldi (Miss Gina), Louis Wolheim (Inhaber der Konzerthalle)
86 Min., sw, 35 mm, Stummfilm, e Zw'titel