«1966 schlossen sich vier junge Westschweizer Filmemacher – Yves Yersin, Francis Reusser, Claude Champion und Jacques Sandoz – mit dem Kritiker und Produzenten Freddy Landry zusammen, um einen Langfilm zu produzieren aus vier unabhängig realisierten Kurzfilmen, indem sie Finanzierung und Material gemeinsam nutzten. Die Idee war, das Schicksal von vier Frauen zu erzählen, die 16, 22, 31 und 72 alt waren und Sylvie, Patricia, Erika und Angèle hiessen. Das mutige Projekt siedelte sich zwischen Fiktion und Dokumentarfilm an und hatte eine komplexe, zwei Jahre dauernde Entstehungszeit – wobei Yves Yersins Episode schliesslich für die Semaine de la Critique in Cannes 1968 ausgewählt wurde.» (Katalog Locarno 2018)
Francis Reussers Episode 22 ans – Patricia widmet sich einer Soziologie-Studentin im Clinch zwischen revolutionärer Pflicht und der Suche nach dem persönlichen Glück. Ein Besuch auf dem Lande, in der Realität der Arbeiter, über die sie nur Theoretisches geschrieben hat, bringt sie auf neue Gedanken.
50 Jahre nach der Entstehung dieser vier Kurzfilme, die ausdrücklich etwas über die Schweizer Wirklichkeit aussagen sollten, erscheinen sie zum einen als Zeitdokumente, zum andern aber sind manche ihrer Themen heute noch von Belang, insbesondere der Umgang unserer Gesellschaft mit den Alten, den Yves Yersin (1942–2018) in 72 ans – Angèle aufs Korn nimmt.
Drehbuch: Claude Champion, Francis Reusser, Jacques Sandoz, Yves Yersin, Jacques Pilet
Kamera: Renato Berta, Erwin Huppert, Henri Rossier, Claude Stebler
Musik: Michel Contat, Ariel Cuche, Gérard Gray Rossini, Roland Sassi, Alfred Thuillard
Schnitt: Claude Champion, Francis Reusser, Jacques Sandoz, Yves Yersin
Mit: Mary Adossides (Sylvie), Teddy Chessex (Patricia), Erika Dentzler (Erika), Angèle Grammont (Angèle)
111 Min., sw, DCP, F/d