Sulo, alternder Partisanenhauptmann und Held des Zweiten Weltkriegs, tut sich schwer damit, dass eine Frau den Vorsitz der Genossenschaft innehat und ihn als nutzlosen Greis behandelt. Sulo hängt auf dem Dorfplatz eine Karikatur auf, die die Vorsitzende als Huhn verunglimpft. Von seinem Freund Beqo erfährt Sulo, dass die Vorsitzende ausgerechnet die Geliebte seines Sohnes ist. Bei der nächsten Versammlung ermuntert sie Sulo zu Selbstkritik an seinen kleinbürgerlichen Ansichten, was ihm den Rest gibt: Er fährt nach Tirana, um sich über die Vorsitzende zu beklagen. Doch in der modernen Hauptstadt haben offenbar die Frauen überhaupt das Zepter übernommen – selbst Sulos zweiter Sohn kocht und hütet die Kinder, während seine Frau als spärlich bekleidete Balletttänzerin auftritt. Der Hauptmann versteht die Welt nicht mehr.
In den frühen 1970er-Jahren wehte kurz ein frischerer Wind durch Albanien; die Zensur liess auch Filme entstehen, die nicht mehrheitlich den Kampf gegen den Faschismus besangen. The Captain macht zwar durchaus Propaganda für die Ideale eines modernen Kommunismus, der Frauen den Männern gleichstellt und Albaniens patriarchalische Traditionen kritisiert, aber der Tonfall ist komödiantisch und schreckt auch vor Slapstick nicht zurück. Als Komödie eine Seltenheit, wurde der Film zum Publikumsliebling, obwohl die real existierenden Geschlechterverhältnisse dieser Vision von Gleichberechtigung keineswegs entsprachen. (mb)
Drehbuch: Skënder Plasari
Kamera: Ilia Tërpini
Musik: Tasim Hoshafi
Schnitt: Marika Vila
Mit: Albert Vërria (Onkel Sulo), Nikolin Xhoja (Onkel Beqo), Flora Mërtiri (Vorsitzende der Kooperative), Zagorka Shuke (Sulos Frau), Ismail Zhabjaku (Sekretär der Kooperative), Lazër Filipi (Ropi, Parteifunktionär)
96 Min., sw, 35 mm, Albanisch/e