Pristina, 1992. Fadil ist Archivar und lebt mit seiner Frau Hana, ihrem Sohn Lumi und ihrer kleinen Tochter und seinem gelähmten Vater Muhamet zusammen. Die Spannungen zwischen den Serben und den autonomiehungrigen Kosovaren spitzen sich zu. Als der Serbe Nikola in Fadils Betrieb die Leitung übernimmt und von der Belegschaft verlangt, dass sie faktisch dem serbischen Regime die Treue schwören, kündigen die Kosovaren reihenweise. Fadil zögert, da er für seine Familie sorgen muss und es sich nicht leisten kann, arbeitslos zu werden. Bald gerät er zwischen alle Fronten.
«Nichts anderes als eine ‹Geschichte, die so nie erzählt wurde›, hat Regisseur Ismet Sijarina mit seinem Film im Sinn. Das ist zwar etwas kühn formuliert, beschreibt Cold November doch die Lebensumstände im zunehmend frostigen politischen Klima Pristinas während der frühen 90er-Jahre, das der Geschichtsschreibung nicht verborgen blieb. Doch Sijarina spielt vielmehr auf die persönliche Ebene an, die in diesem Film zum Tragen kommt. Der Grossteil der Crew durchlebte diese schwierige Zeit, und die Erinnerung daran ist noch sehr frisch. Diese Ausgangslage erlaubte Sijarina, die Dialoge nicht zu skripten, sondern die stark auftrumpfenden Schauspieler füllten das narrative Gerüst mit Emotionen, die gerade aufgrund ihrer Spontaneität so authentisch wirken. (...) Sijarina betont, dass der Film nicht aus patriotischer Perspektive gedreht wurde. Ob das, gerade wegen seiner Wirkung, die er heute entfaltet, möglich ist, sei mal dahingestellt. Die Ausgewogenheit ist nichtsdestotrotz beachtlich, und es scheint so, als sei die grösstmögliche Objektivität bewahrt worden. Dass nicht alle Serben die Notlage der Kosovaren ausnutzten, sondern auch unterstützten, daraus macht diese kosovarische Low-Budget-Produktion keinen Hehl. Vielmehr sieht sie das Problem in der wechselseitigen, nationalistisch motivierten Pauschalisierung aller durch alle, welche die beiden Fronten überfiel und verhärten liess. So ist Cold November ein historisches Lehrstück, das auch für die Schweiz von grosser Relevanz ist. Denn ihre Bürgerinnen und Bürger können daraus viel über ihre Mitbürger vom Balkan lernen.» (Tom von Arx, outnow.ch, 7.10.2018)
Drehbuch: Arian Krasniqi, Ismet Sijarina
Kamera: Sevdije Kastrati
Musik: Petrit Çarkaxhiu
Schnitt: Vladimir Pavlovski
Mit: Kushtrim Hoxha (Fadil), Adriana Matoshi (Hana), Emir Hadzihafizbegovic (Nikola), Fatmir Spahiu (Arsim), Gordana Boban (Branka), May-Linda Kosumovic (Lule)
93 Min., Farbe, DCP, Albanisch/e
Als die Serben den Kosovo besetzen, versucht sich der kleine Petrit mit den Soldaten zu arrangieren und treibt mit ihnen Geschäfte, um Geld für ein Fahrrad zu verdienen. Sein Freund Oki, der sich bereits ein Fahrrad zusammengespart hat, sieht Petrits Treiben ungern, aber noch schlimmer wird es, als sein Freund ihn in die Höhle des Löwen mitnimmt.
Der englische Regisseur Jamie Donoughue stiess bei Recherchen in Kosovo auf die Geschichte der beiden Jungen und setzte sie mit Laiendarstellern in Szene. Shok wurde 2016 für den Oscar nominiert. (mb)
Drehbuch: Jamie Donoughue
Kamera: Philip Robertson
Musik: Trimor Dhomi, Sarah Peczek
Mit: Lum Veseli (Petrit), Andi Bajgora (Oki), Melihate Qena (Grossmutter), Luan Kryeziu (Grossvater), Eshref Durmishi (Dragan), Astrit Kabashi (Hauptmann)
21 Min., Farbe, Digital HD, Albanisch + Serbisch/e