Farbenprächtiges Drama, angesiedelt am Hof des chinesischen Kaisers im Jahr 928: Der Herrscher und seine ihm entfremdete Ehefrau planen ihre wechselseitige Ermordung, wobei das blutrünstige Vorhaben durch das bewegte Vorleben des Kaisers beeinträchtigt wird. Der höchst artifizielle Bilderbogen breitet Leidenschaften und Vernichtungsbereitschaft im Stil der Königsdramen eines William Shakespeare aus. (…)
Zum dritten Mal in fünf Jahren wendet sich der chinesische Regisseur Zhang Yimou (…) dem Martial-Arts-Film zu. Dieses in China traditionsreiche Genre blüht derzeit wie schon lange nicht mehr. Zugleich ist es mit Filmen wie Chen Kaiges Wu Ji – Die Reiter der Winde und Feng Xiaogangs The Banquet, die in der Volksrepublik viele Millionen ins Kino lockten und zu den erfolgreichsten Werken der chinesischen Filmgeschichte gehören, in eine neue, sozusagen neobarocke Phase getreten: Überladene Tableaus, zu bewegten Ornamenten choreografierte und entindividualisierte Statistenmassen, betonte Körperlichkeit, opernhafte und an chinesische Bühnentraditionen angelehnte Gestensprache und insgesamt eine starke Stilisierung prägen dieses extrem aufwendige Ausstattungskino, das seine märchenhaften, fiktiven Handlungen mit todesverachtenden Helden, strengen Fürsten, schönen wie bösen Prinzessinnen zumeist vor dem Hintergrund historischer Ereignisse erzählt. (…)
Vor allem ist es aber ein Film über die Natur von Passionen. Denn sowohl der Kaiser wie seine Frau, die hier bis aufs Blut und schliesslich mit dem Blutdurst und einer Vernichtungsbereitschaft, wie man sie aus Shakespeares Königsdramen kennt, gegeneinander und ums eigene Überleben kämpfen, sind keine kühlen Machtmenschen. Sie lieben und hassen, sind stolz, rachsüchtig und selbstzerstörerisch. Während der Film dies ausmalt und in subtile, oft unausgesprochene Details zerlegt, betont Zhang doch immer, wie gefährlich und letztlich nicht ernst zu nehmen solche Leidenschaften sind. Indem er einerseits die Freiheit der Gefühle feiert, andererseits stoische Zurückhaltung als das erfolgreichere Konzept darstellt, steht Zhang weiterhin in der Tradition seiner Generation und seines eigenen Filmemachens, das das Festhalten an Individualität schon immer mit Wachsamkeit gegenüber Autoritäten paarte, im Bewusstsein, dass der Wind sich schnell drehen kann. (…)
Nicht zu unterschätzen ist die Komik des Films: Dialoge wie Gesten unterminieren erkennbar das Melodram und legen die schwarze Komödie im Zentrum frei. Indem Zhang hier von der Dekadenz alter Eliten und neuer Aufsteiger erzählt, indem er die Depression inmitten von Reichtum und Konsum, die Abgründe einer Überflussgesellschaft sinnlich vor Augen führt, erzählt sein Film auch eine aktuelle Geschichte über das neureiche China der Gegenwart. Das Fazit ist überaus pessimistisch. Jenseits solcher, keineswegs zwingender politischer Konnotationen ist Der Fluch der goldenen Blume nicht zuletzt ein vergnüglicher Film, hochästhetisch – und visuell selbstverständlich over the top.» (Rüdiger Suchsland, filmdienst.de)
Drehbuch: Bian Zhihong, Wu Nan, Zhang Yimou, nach dem Stück «Das Gewitter» von Cao Yu
Kamera: Zhao Xiaoding
Musik: Shigeru Umebayashi
Schnitt: Cheng Long
Mit: Chow Yun-Fat (Kaiser Ping), Gong Li (Kaiserin Phönix), Chou Jay (Prinz Jai), Liu Ye (Kronprinz Wan), Ni Dahong (Jiang, kaiserlicher Arzt), Qin Junjie (Prinz Yu), Li Man (Jiang Chan), Chen Jin (Frau Jiang), Aaron C. Shang (Prinz Liang)
111 Min., Farbe, 35 mm, OV/d/f