In ihrer sehr freien Tschechow-Adaption kombiniert Muratowa Szenen einer patriarchalen Bauernfamilie aus dem 19. Jahrhundert mit der orthodoxen Trauung eines neureichen Paares aus der Stadt. Die beiden Episoden basieren auf der Kurzgeschichte «Schwere Naturen» und seinem Theaterstück «Tatjana Repina».
Hufeisenförmig angeordnet sitzt die kinderreiche Familie um den Tisch zum Gebet versammelt. Selbstzufrieden betrachtet sich der Patriarch im Spiegel bei seiner morgendlichen Bartpflege. Den inständig wiederholten Bitten seiner Ehefrau schenkt er kein Gehör. Lieber spricht er mit seinen Tieren, denen er mehr Respekt zollt als seiner spindeldürren Kinderschar.
So macht sich sein Ältester zu Fuss auf den Weg und wird schliesslich vom Offroader mitgenommen, der das Brautpaar aus der Stadt zur Hochzeitsmesse aufs Land fährt. Die Mafia zählt ebenso wie die orthodoxe Kirche zu den Profiteuren des postsowjetischen Machtvakuums, wie uns Muratowa in dieser Groteske vor Augen führt. Das tschechowsche Gespenst aus «Tatjana Repina» ersetzt sie durch die herumgeisternde Tochter eines orthodoxen Priesters, die während der Hochzeitsmesse die Zeremonie zu stören sucht und die versammelten Gäste verschreckt.
Kurztexte: Catherine Silberschmidt
Drehbuch: Jewgeni Golubenko, Kira Muratowa, nach Texten von Anton Tschechow
Kamera: Waleri Machnjow
Musik: Walentin Silwestrow
Schnitt: Walentina Oleinik
Mit: Sergei Bechterew (Vater Iwan), Nina Ruslanowa, Natalja Busko, Filipp Panow, Jan Daniel, Georgi Deliew, Wladimir Komarow, Sergei Popow, Irina Popowa, Alexander Baschirow, Irina Panowa
122 Min., sw, DCP, Russ/e