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Der amerikanische Freund
Wim Wenders (BRD/Frankreich 1977)

English review

Nach Highsmiths Roman «Ripley’s Game» erzählt Wenders, wie der undurchsichtige Amerikaner Tom Ripley den unschuldigen Rahmenmacher Jonathan in seine kriminellen Machenschaften verwickelt und zum Mörder macht.
Während Bruno Ganz eine seiner ersten grossen Rollen spielte, kam Dennis Hopper unvorbereitet und von Drogen gezeichnet direkt von den Dreharbeiten von Apocalypse Now ans Set.
«Könnte man mathematische Formeln auf das Kino anwenden, gäbe es einen neuen Lehrsatz: Hitchcock plus Ray plus Scorsese = Wenders. Die Einflüsse des amerikanischen Kinos bleiben keine isolierten Zitate, sondern verbinden sich (...) zu einer neuen Einheit. Das Kino der Dreissigjährigen, lakonischer Pessimismus, ziellose Fluchtbewegungen durch kaputte Gegenden, quälende Identitätskrisen, die Angst vor Frauen, der Mythos der Männerfreundschaft, hier vollendet von Dennis Hopper (Ripley) und Bruno Ganz (Jonathan), die sich mit unsicherer Zärtlichkeit begegnen, die aus der Kollision zweier Darstellungsstile – Hopper ganz lässig, spontan, Ganz sehr diszipliniert, zurückhaltend – eine Dimension weiterer Verstörung gewinnen: ‹A little older, a little more confused.› Mit dem Amerikanischen Freund ist Wenders eine Synthese gelungen, die das neue deutsche Kino dringender braucht als irgendetwas sonst: die Verbindung einer zwingenden persönlichen Vision mit einem kinematografischen Vokabular (...). Die grosse Faszination dieses Films hat direkt mit seiner Vielschichtigkeit zu tun. Man kann ihn als pessimistischen Kommentar zur nachrevolutionären Bewusstseinskrise der späten siebziger Jahre verstehen, aber auch als brillanten Kriminalfilm, man kann ihn als urbanen Alptraum von der Zerstörung der Städte bewundern, aber man kann ihn auch als poetische Ballade einer Freundschaft lieben. (...) Ich habe den Film dreimal gesehen. Ich werde ihn noch oft sehen.» (Hans C. Blumenberg, Die Zeit, 1.7.1977)

Drehbuch: Wim Wenders, nach dem Roman «Ripley's Game» von Patricia Highsmith
Kamera: Robby Müller
Musik: Jürgen Knieper
Schnitt: Peter Przygodda

Mit: Bruno Ganz (Jonathan Zimmermann), Dennis Hopper (Tom Ripley), Lisa Kreuzer (Marianne Zimmermann), Gérard Blain (Raoul Minot), Nicholas Ray (Derwatt), Lou Castel (Rodolphe), Samuel Fuller (der Amerikaner), Daniel Schmid (Igraham), Jean Eustache (freundlicher Mann), Peter Lilienthal (Marcangelo)

126 Min., Farbe, DCP, D+E/e, ab 14 Jahren

Spieldaten


Vergangene Vorstellungen:
Di.,
6.7.2021
20:45
Mi.,
4.8.2021
14:45