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Nach einer «Elektra»-Aufführung verstummt die Schauspielerin Elisabet Vogler völlig und wird daraufhin von der Krankenschwester Alma in einem Landhaus auf einer einsamen Insel betreut. Die Frauen entwickeln eine sonderbare Beziehung gegenseitiger Abhängigkeit – während die eine schweigt, beginnt die andere zu erzählen und offenbart ihre intimsten Geheimnisse – dann kommt der Verrat.
Einer der persönlichsten und intensivsten Filme von Ingmar Bergman.
«Persona war ein echter Fortschritt, so herausfordernd für filmische Traditionen wie À bout de souffle, L’année dernière à Marienbad, Vardas Werk oder Antonionis Trilogie. (...) Persona spielte in einer Welt, die zersplittert, in der Gott tot ist und die menschliche Subjektivität unfassbar. Er beginnt mit einer der erstaunlichsten filmischen Traumsequenzen überhaupt: Vor weissem Hintergrund sehen wir den Tod eines Schafes, seine Eingeweide; wir sehen ins Innere eines Projektors, ein Nagel wird in eine Hand geschlagen, ein tropfender Wasserhahn, ein klingelndes Telefon, ein Junge liegt auf einem Schragen. Sechs Minuten davon, dann die flimmernden Filmtitel, dann die Geschichte. (...) Die Schauspielerin wird zu einer stummen Leinwand, auf die die Krankenschwester ihre Gedanken projiziert. Schliesslich überschneiden sich ihre Identitäten. Dann der Schock. Der Film bricht zusammen und scheint dabei eine Reihe von Bildern ‹freizusetzen›, die er verdrängt hat (...). Bergman hat das Theater gegen eine psychoanalytische Metapher für das Kino eingetauscht. Der Bildstreifen ist eine reine Oberfläche des Bewussten, durch welche farcenhafte, gewalttätige und verstörende Bilder des Unbewussten brechen. Kein Regisseur jener Zeit hat die Struktur des Films expliziter auf die Struktur und Funktionsweise der menschlichen Psyche bezogen.» (Mark Cousins: The Story of Film, Pavilion 2020)
“Persona was a real advance, as challenging to cinematic traditions as A bout de souffle, L’année dernière à Marienbad, Varda’s work or Antonioni’s trilogy. (…) Persona was set in a world which was splintering, God was dead and human subjectivity was intangible. It opens with one of the most astonishing dream sequences in film. Against a white background we see the death of a sheep, it’s guts; we see the death of a sheep, its guts; we see inside a projector, a nail going into a hand, a tap dripping, a phone ringing, a boy lying on a slab. Six minutes of this, then the flickering film titles, followed by the story: an actress dries up on stage, then goes comatose. She is filmed severely (…). She moves to a house on an island and is tended by a nurse, who is herself troubled. The actress becomes a silent screen onto which the nurse projects her thoughts. Eventually their identities overlap. Then a shock. The film breaks down and in doing so seems to ‹release› a series of images which it has been repressing (…). Bergman has swapped theatre for a psychoanalytic metaphor for cinema. The ribbon of images is a pure surface of consciousness through which farcical, violent and disturbing sub-conscious images erupt. No director of the era more explicitly related the structure of cinema to the structure and workings of the human mind by the end of the film.” (Mark Cousins: The Story of Film, Pavilion 2020)
Drehbuch: Ingmar Bergman
Kamera: Sven Nykvist
Musik: Lars Johan Werle
Schnitt: Ulla Ryghe
Mit: Bibi Andersson (Alma), Liv Ullmann (Elisabet Vogler), Margareta Krook (die Ärztin), Gunnar Björnstrand (Herr Vogler), Jörgen Lindström (der Junge)
84 Min., sw, DCP, Schwed+E/d