English review
In einer kleinen Gemeinde bei Matera ist La Lupa – «die Wölfin» – eine leichtlebige Frau, die die Männer des ganzen Ortes umgarnt, womit sie deren Ehefrauen und Freundinnen gegen sich aufbringt. Sie hat eine brave halbwüchsige Tochter, Maricchia, die sich in einen der Liebhaber ihrer Mutter verliebt. Das Schicksal nimmt seinen Lauf.
Lattuada adaptiert eine Vorlage aus Giovanni Vergas «Sizilianischen Novellen» und macht daraus eine Reflexion über Konformismus und Ausgrenzung, über Sinnlichkeit und sterilen Fortschrittsglauben. Die Frauen, die sich in der örtlichen Tabakfabrik ausbeuten lassen und an katholische Moral und Fortschritt glauben, nehmen La Lupa übel, dass sie ihre Triebe ausleben will.
«La Lupa ist eine ausgesprochen unangenehme und grollerfüllte Figur, und doch gelten ihr alle Sympathien von Lattuada und seinen Drehbuchautoren (…). Ihr Status der ‹schlechten Frau› versetzt La Lupa, deren Verkörperung durch Kerima ihren Zweck perfekt erfüllt, in die verstörende Position des Lackmustests: Sie ist eine Ausgestossene und verstärkt als solche reflexhaft den ganzen Obskurantismus der Gemeinschaft, die sie ablehnt. (…) Wahrscheinlich erschien Lattuadas Lupa dem damaligen Publikum als böse Frau und sonst nichts, als totale ‹Schurkin› wie aus dem Märchen oder Fortsetzungsroman. In Wirklichkeit aber stellt Lattuada sie höchstens als Opfer ihrer selbst dar, verzehrt von ihrer eigenen unersättlichen Leidenschaft.» (Massimiliano Schiavoni, quinlan.it, 10.9.2015)
Drehbuch: Ennio De Concini, Alberto Lattuada, Luigi Malerba, Alberto Moravia, Ivo Perilli, Antonio Pietrangeli, nach der Novelle «Die Wölfin» von Giovanni Verga
Kamera: Aldo Tonti
Musik: Felice Lattuada
Schnitt: Leo Catozzo
Mit: Kerima (die «Wölfin»), Ettore Manni (Nanni Lasca), May Britt (Maricchia), Mario Passante (Don Pietro Imbornone), Anna Arena (Giovanna, die Vorarbeiterin), Giovanna Ralli (Agnese), Ignazio Balsamo (Don Antonio, Sekretär), Paolo Ferrara (Sergeant)
93 Min., sw, DCP, I/e