Favraux, ein skrupelloser Bankier, erhält einen mit «Judex» gezeichneten Drohbrief, in dem er aufgefordert wird, die Leute, die er betrogen hat, zu entschädigen. Er weigert sich und stirbt scheinbar nach einem mitternächtlichen Trinkspruch auf seinem Maskenball. Judex hat ihn jedoch nur betäubt und eingesperrt. Der mysteriöse Rächer verschont Favraux’ Leben, als dessen Tochter, Jacqueline, ihr Erbe ausschlägt. Währenddessen entführt Diana Monti, die ehemalige Gouvernante bei Favraux, Jacqueline, um an das Geld des Bankiers zu kommen. Doch Judex ist ihr dicht auf den Fersen.
«Die Geschichte des Kinos ist voll von Remakes, aber keine Hommage ist wie Georges Franjus Judex, eine liebevolle Komprimierung und Neuinterpretation der Serie von Louis Feuillade aus dem Jahr 1916. (...) Judex war ein weiterer sehr persönlicher, völlig unvorhersehbarer Schritt des Regisseurs – noch vor der Ära, in der die Adaptionen alter Ikonen der Popkultur gängig wurden. Und von einem seriösen Filmemacher erwartete man dergleichen sowieso nicht. Tatsächlich war Judex, was Feuillade betraf, nicht Franjus erste Wahl. Viel lieber hätte er eine neue Version von Fantômas gedreht, dessen anarchischer Meister des Verbrechens Franju mehr am Herzen lag.» (Geoffrey O’Brien, criterion.com, 16.6.2014)
«Dieser leichtfüssige und coole Krimi unter der Regie von Georges Franju ist ein Wunderwerk des raffinierten Plots und des visuellen Erfindungsreichtums (…) und kombiniert den stilvollen Modernismus der 60er-Jahre mit Stummfilm-Anklängen und sogar einigen unerwarteten Sci-Fi-Akzenten. Judex ist ein reizvolles Stück Pulp Fiction und eine Hommage an die Kunst der Illusion.» (criterion.com)
«Franjus Judex ist nicht nur ein verdichtetes Remake von Feuillades gleichnamigem Serial – es gelingt ihm auch, den Spass und die Aufregung des Vorbildes einzufangen. Dabei mischt er das Fantastische mit Sozialkritik. Und doch ist Judex poetischer und unwirklicher, melancholischer und erotischer, gelegentlich auch komischer als Feuillades Werk; zudem kommt der langsamere Rhythmus hinzu, der Judex etwas Traumhaft-Schwebendes verleiht. Ein Film wie aus der Zeit gefallen. 1916 oder 1963 – das erscheint mit einem Mal gar nicht wichtig.» (Michael Ranze, filmdienst.de, 15.12.2021)
Drehbuch: Arthur Bernède, Jacques Champreux, nach einem Drehbuch von Louis Feuillade
Kamera: Marcel Fradetal
Musik: Maurice Jarre
Schnitt: Gilbert Natot
Mit: Channing Pollock (Judex/Vallières), Francine Bergé (Diana Monti/Marie Verdier), Edith Scob (Jacqueline Favraux), Théo Sarapo (Morales), Sylva Koscina (Daisy), René Génin (Pierre Kerjean), Roger Fradet (Leon), André Méliès (Doktor)
97 Min., sw, Digital HD, F/e