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Non ti muovere
Sergio Castellitto (Italien/Spanien/GB 2004)

English review

«Dieses erschütternde Drama des Schauspielers und Regisseurs Sergio Castellitto ist von der ersten Szene an packend und lässt nie nach. Ein 15-jähriges Mädchen liegt im strömenden Regen bewusstlos auf der Strasse, ihr Motorroller ist zertrümmert, ihr Kopf aufgeschlagen. Sie wird ins nächstgelegene Krankenhaus gebracht, in dem auch ihr Vater Timoteo (Castellitto) als Chirurg arbeitet. Während seine Tochter unter dem Messer liegt, geht der scheinbar sanftmütige Timoteo durch den Korridor und denkt über seine nicht gerade heile Vergangenheit nach – seine Lügen, seine leere Ehe und seine verunglückte Affäre mit der mittellosen Italia (Penélope Cruz), einer geschädigten Seele, die er viele Jahre zuvor ausgenutzt und missbraucht hat, in die er sich aber schliesslich verliebt hat. Dies ist Castellittos Film – er hat auch das Drehbuch mitgeschrieben und ist in fast jeder Szene zu sehen –, aber es ist Cruz, die wirklich heraussticht. Sie verkörpert als Italia perfekt die Unschuld eines kleinen, verlorenen Mädchens und verleiht ihr gleichzeitig den stählernen Kern einer Überlebenskünstlerin, einer Person, die ihr ganzes Leben lang schlecht behandelt wurde, aber immer noch da ist, um der Welt den Stinkefinger zu zeigen. Cruz war noch nie besser oder, dank der Make-up-Leute, weniger glamourös. Mit ihrer schuppigen Haut, den schlechten Zähnen und dem strähnigen Haar ist sie fast nicht wiederzuerkennen.
Timoteo und Italia sind ein unwahrscheinliches Paar – erfolgreiche Chirurgen machen nicht mit White-Trash-Nobodys rum –, aber das sensible Drehbuch von Castellitto und der Schriftstellerin Margaret Mazzantini macht ihre Affäre absolut glaubwürdig. Timoteo hat eine wunderschöne Frau, die ihn liebt, und ein Traumhaus am Meer, aber er hat auch den Blick eines Mannes, der nicht wirklich da ist. Man sieht es an seinen Augen, seiner laschen Körperhaltung, seiner zerknitterten Kleidung. Er ist auf Autopilot und wartet darauf, dass etwas passiert. Und dann passiert es – er begegnet Italia. (…) In ihrer Beziehung geht es von Anfang an nur um Sex – verschwitzten, egoistischen, gewalttätigen Sex. Timoteo nimmt sich, was er will, und geht. Er gibt ihr etwas Geld, das sie in eine Dose legt, aber nicht ausgibt. Das nächste Mal, nachdem sie fertig sind, bietet sie ihm an, Spaghetti zu machen. Er bleibt, sie essen, sie plaudern und etwas verändert sich. Es geht nicht mehr nur um Sex.
Es bleibt jedoch eine seltsame Beziehung. Timoteo fragt sie, warum sie sich die Haare geschnitten hat – die Strähnen sind einem Kurzhaarschnitt gewichen–, und sie antwortet ganz sachlich: ‹Ich hatte Läuse.› Timoteo nickt, als sei das die natürlichste Sache der Welt.
Das Ganze endet natürlich in Tränen. Das ist diese Art von Film. Selbst der Soundtrack ist angemessen verdriesslich, von Musikern wie Leonard Cohen und Terence Trent D’Arby. Der Film ist düster und manchmal schwer anzuschauen, aber er ist auch schön und auf seltsame Weise erhebend.» (Gary Duncan, eyeforfilm. co.uk, 13.2.2005)

Drehbuch: Sergio Castellitto, Margaret Mazzantini, nach dem Roman von Margaret Mazzantini
Kamera: Gianfilippo Corticelli
Musik: Lucio Godoy
Schnitt: Patrizio Marone

Mit: Penélope Cruz (Italia), Claudia Gerini (Elsa), Sergio Castellitto (Timoteo), Angela Finocchiaro (Ada), Marco Giallini (Manlio)

125 Min., Farbe, 35 mm, I/d/f

Spieldaten


Vergangene Vorstellungen:
Sa.,
19.2.2022
15:00
Mo.,
28.2.2022
20:45
Sa.,
12.3.2022
18:00