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Le vampire
Jean Painlevé (Frankreich 1945)

«Oberflächlich betrachtet geht es in Le vampire um Fledermäuse und den Vampirmythos, doch der Film hat auch einen starken antinazistischen Unterton. Der 9-minütige französische Dokumentarfilm zeichnet den Weg von der Vampirfolklore Europas zur Vampirfledermaus in Brasilien nach. (…) Painlevé verwendet surreale Schwarzweissbilder mit einer gotischen Titelschrift, um die entsprechende Stimmung zu kreieren. Es werden auch Bilder aus F. W. Murnaus stummem Meisterwerk Nosferatu von 1922 gezeigt. (…) Mit seinem einzigartigen Beitrag zum wissenschaftlich-poetischen Kino schlägt Jean Painlevé eine Brücke zwischen den Welten von Wissenschaft, Kunst, Politik und Film. Er findet die Erotik in der Natur und die Schönheit in der ultimativen Seltsamkeit der Welt um uns herum. In Le vampire sehen wir einen Filmemacher, Wissenschaftler und Künstler auf dem Höhepunkt seines Schaffens.» (Marya E. Gates, nerdist.com, 25.5.2021)
«Ich hatte eine ziemlich dumme Cousine, die glaubte, dass der Vampir so heisst, weil seine Flügel viel Wind produzieren (vent-pire). Ich weiss noch immer nicht, warum Finnwale sich umbringen, indem sie sich an die Küste werfen. Dabei bin ich mit Hunderten von Tierarten vertraut, ganz abgesehen von den Menschen. Es muss wohl eine Vorahnung gewesen sein, als ich 1939, unmittelbar vor dem Krieg, die Bilder vom Vampir machte. Fledermäuse sind seit jeher ein Symbol für den Teufel und werden von den Bauern kurzerhand an die Haustür genagelt. Murnau machte, gemäss der Legende, aus dem Vampir einen Menschen, und Sie werden in diesem Film einen kleinen Ausschnitt sehen. Ich habe die Effekte mit Musik von Duke Ellington hervorgehoben, was meine skandalöse Herangehensweise an die Wissenschaft noch unterstrich. Damals gab es in den grossen Bahnhöfen Wochenschaukinos, in denen Kurzfilme gezeigt wurden; im Hauptbahnhof von Kopenhagen lief Le vampire zwei Jahre lang. Der Leiter der dänischen Kinemathek meinte, in dem Film käme mein ganzer Sadismus zum Ausdruck.» (Jean Painlevé, Viennale)

Kamera: Jean Painlevé
Musik: Duke Ellington

Mit: Jean Painlevé (Erzähler)

9 Min., sw, 35 mm, F/e