«In einem kleinen Dorf am Fluss heiratet der Lastkahn-Kapitän Jean seine geliebte Juliette. Die junge Frau vom Land folgt ihrem Mann auf die «Atalante», wo ausserdem noch ein kauziger älterer Matrose und der Schiffsjunge leben. Juliette hat offensichtlich kaum eine Vorstellung davon, was sie auf dem Kahn erwartet. Und so leidet sie schon bald unter dem beengten, eintönigen Leben an Bord. Zwar sorgt der eigenwillig tätowierte und katzenvernarrte Père Jules mit seinen Geschichten sowie seiner Kajüte voller absonderlicher Trouvaillen immer mal wieder für Abwechslung, doch Juliette wird weder auf der «Atalante» noch auf Frankreichs Kanälen heimisch. Und als sie vor den Toren von Paris ankern, stiehlt sie sich mitten in der Nacht vom Schiff, um in die Hauptstadt zu fahren, von der ihr ein Gaukler auf Wanderschaft in den höchsten Tönen vorgeschwärmt hat. Jean, zutiefst verletzt, will nicht auf ihre Rückkehr warten und lichtet den Anker. (…) Jean Vigos einziger abendfüllender Spielfilm (…) gilt heute dank seiner surrealistischen Poesie, seinen Anflügen von Anarchie und Erotik und dank seiner seltsamen Atmosphäre des Unwirklichen als Meilenstein des französischen Kinos.» (Xenix, Juni/Juli 2015)
Georges Franjus Cocteau-Verfilmung Thomas l’imposteur
ist viel näher an Jean Vigo als an Cocteaus eigenen überladenen Filmen. Vigos zärtlicher Lakonie, seiner Fähigkeit, eine simple Frachterkajüte – zugleich realistisch und überhöht – als Zauberkammer und ärmliche Behausung erscheinen zu lassen, hat auch Franju immer nachgeeifert. (Johannes Binotto)
Drehbuch: Jean Vigo, Albert Riéra, nach einer Vorlage von Jean Guinée
Kamera: Boris Kaufman, Louis Berger
Musik: Maurice Jaubert
Schnitt: Louis Chavance
Mit: Jean Dasté (Jean), Dita Parlo (Juliette), Michel Simon (Père Jules), Gilles Margaritis (Strassenhändler), Louis Lefebvre (Schiffsjunge), Raphaël Diligent (Raspoutine, der Schiffer), Maurice Gilles (Bürochef), Fanny Clar (Juliettes Mutter)
89 Min., sw, DCP, F/d