Die Prämisse klingt so abwegig, dass dieser Film eigentlich gar nicht funktionieren dürfte: Der Choreograf und Regisseur Bob Fosse präsentiert sich selbst als kettenrauchenden Womanizer und Workaholic – und nimmt sogar seinen eigenen Herzinfarkt vorweg. Dass Fosses autobiografisches Musical trotzdem zu einem angesehenen Klassiker avancierte, verdankt All That Jazz vor allem einem herrlich bitter-bissigen Drehbuch und Roy Scheiders beklemmend plausibler Darstellung des unbelehrbaren Genies in der Hauptrolle. Als erfolgreicher Musical- und Filmregisseur Joe Gideon steigert er sich, angetrieben von einem ungesunden Perfektionismus, immer weiter in eine lebensbedrohliche Krankheit hinein. Als er nach einer Herzattacke ins Krankenhaus eingeliefert wird, feiert er selbst dort sein Leben zwischen Arbeit und Frauen weiter. Erst als ihm Jessica Lange als engelhaftes Wesen erscheint, versucht er mit sich selbst ins Reine zu kommen. Es ist insbesondere die ebenso geschickte wie unbedingte Verschmelzung von Kunst und Biografie, die auch Joanna Hogg an diesem ungewöhnlichen und äusserst eigenwilligen Musical fasziniert. (pj)
Drehbuch: Robert Alan Aurthur, Bob Fosse
Kamera: Giuseppe Rotunno
Musik: Ralph Burns
Schnitt: Alan Heim
Mit: Roy Scheider (Joe Gideon), Jessica Lange (Angelique), Leland Palmer (Audrey Paris), Ann Reinking (Kate Jagger), Cliff Gorman (Davis Newman), Ben Vereen (O'Connor Flood), Erzsebet Foldi (Michelle Gideon), Keith Gordon (Joe Gideon, jung), Michael Tolan (Dr. Ballinger), Max Wright (Joshua Penn), William LeMassena (Jonesy Hecht), Chris Chase [= Irene Kane] (Lesly Perry)
123 Min., Farbe, DCP, E/d