«Der Passionsweg von Reyhaneh Jabbari wird minutiös erzählt. Im Juli 2007 wurde sie, 19-jährig, verhaftet. Eineinhalb Jahre später zum Tode verurteilt. Im Oktober 2014 hingerichtet. Ihr Verbrechen: Sie hatte sich gegen ihren Vergewaltiger zur Wehr gesetzt. Dieser hatte sie, unter dem Vorwand eines Geschäftstermins, in seine Wohnung gelockt, die Türe abgeschlossen und ging auf sie los. Jabbari sah ein Küchenmesser auf dem Tisch liegen und stach zu. Er war Chirurg, mutmasslich beim Geheimdienst, exzellent vernetzt in der High Society des Iran. Reyhaneh, so sieht es im Nachhinein aus, hatte nie eine Chance.
Regisseurin Steffi Niederzoll drehte diesen Film mit Unterstützung der Familie von Reyhaneh Jabbari – Mutter und Schwestern leben inzwischen im deutschen Exil, der Vater ohne Ausreisegenehmigung immer noch in Teheran. Aus Telefonaten, Briefen und Tagebüchern spricht Reyhaneh, die Bilder teils heimlich von der Familie während ihrer Haft, teils heimlich aktuell im Iran aufgenommen: Bilder, Erzähltes ergeben ein beengendes, erdrückendes Porträt dieses Staates, dem Einzelne, dem seine Bürger:innen egal sind. Die Briefe von Rayhaneh Jabbari werden von der Exiliranerin Zar Amir-Ebrahimi verlesen, die als Schauspielerin und als Mitproduzentin auch in Holy Spider die Männermacht im Iran thematisiert.» (Harald Mühlbeyer, kino-zeit.de)
«Wie Mahnaz Afzalis The Red Card macht auch Steffi Niederzolls Sieben Winter in Teheran, der dieses Jahr bei der Berlinale seine Weltpremiere feierte, den strukturellen Femizid zum Thema, der im Iran von einer misogynen Justiz unaufhörlich verübt wird. Niederzolls Dokumentarfilmdebüt, das heimlich gedrehtes Bild- und Tonmaterial enthält, rekonstruiert mit enormer Sorgfalt den Fall der Studentin Reyhaneh Jabbari (1987–2014), die, weil sie sich gegen einen Vergewaltigungsversuch verteidigte, im Jahr 2007 zum Tode verurteilt wurde. Vor ihrer Hinrichtung konnte sich Jabbari nicht nur eine Stimme aus dem Inneren des Frauengefängnisses erkämpfen. Sie engagierte sich dort – wie die fiktive Mitra in Manijeh Hekmats Women’s Prison – auch für ihre Mithäftlinge, welche die Lieder, die Jabbari im Gefängnis sang, nun an ihre Kinder weitergeben.» (Matthias Wittmann)
Drehbuch: Steffi Niederzoll
Kamera: Julia Daschner
Musik: Flemming Nordkrog
Schnitt: Nicole Kortlüke
Mit: Reyhaneh Jabbari, Shole Pakravan, Fereydoon Jabbari, Shahrzad Jabbari, Sharare Jabbari, Parvaneh Hajilou, Mohammad Mostafaei, Samira Mokarrami, Zar Amir Ebrahimi (Stimme von Reyhaneh)
97 Min., Farbe, DCP, Farsi/d