Jeanne d’Arc, die das französische Heer im Hundertjährigen Krieg zum Sieg von Orléans führte, wird verraten und wegen Ketzerei verurteilt. Dreyer inszeniert den historisch verbürgten Gerichtsprozess der französischen Nationalheiligen Jeanne d’Arc als stummes «Seelendrama» mit expressiven Grossaufnahmen ungeschminkter Gesichter, unter denen vor allem das der Laiendarstellerin Maria Falconetti in der Titelrolle heraussticht. Von den Fangfragen und hinterhältigen Tricks ihrer Richter bis zu den Folterandrohungen und dem letztendlichen Tod auf dem Scheiterhaufen zeichnet der Film Jeannes Martyrium als kinematografisches Kammerspiel nach. Am Ende der Stummfilmzeit treibt der Film damit das, was der Filmtheoretiker Béla Balázs als die «Epik der Empfindungen» im stummen Mienenspiel des Films bezeichnet hatte, noch einmal auf die Spitze: Jedes noch so kleine Zucken der Augenbraue zählt! «Die Grossaufnahme ist die Poesie des Films.»
Drehbuch: Carl Theodor Dreyer, Joseph Delteil
Kamera: Rudolph Maté
Schnitt: Marguerite Beaugé, Carl Theodor Dreyer
Mit: Maria Falconetti (Jeanne d'Arc), Eugène Silvain (Bischof Pierre Cauchon), Maurice Schutz (Nicolas Loyseleur), André Berley (Jean d'Estivet), Antonin Artaud (Jean Massieu), Gilbert Dalleu (Jean Lemaître), Louis Ravet (Jean Beaupère), Paul Delauzac (Martin Ladvenu), Jean d'Yd (Nicolas de Houppeville), Armand Lurville, Alexandre Mihalesco, Léon Larive (Richter)
98 Min., sw, DCP, Stummfilm, frz. Zw'titel + d
DO 19. OKTOBER | 18.30 UHR
Live-Musik: Habitant (Mara Krastina, Coline Grosjean)