Rom, unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg: Der arbeitslose Antonio Ricci findet endlich einen Job als Plakatkleber. Kaum hat er die ersten Plakate geklebt, wird das für den Broterwerb unerlässliche Fahrrad gestohlen. Verzweifelt zieht Ricci gemeinsam mit seinem Sohn Bruno durch Rom, um sein Fahrrad zu finden.
Beinahe wäre Ladri di biciclette ein Hollywoodfilm geworden, mit David O. Selznick als Produzent und Cary Grant als Hauptdarsteller. Regisseur Vittorio De Sica verfolgte in Zusammenarbeit mit Drehbuchautor Cesare Zavattini jedoch schliesslich ein anderes Konzept: Sein «armes» Kino, das den ganzen Reichtum menschlicher Erfahrung zu repräsentieren vermag, wurde – zusammen mit Rossellinis Roma, città aperta – das Grundmodell für eine neorealistische Ästhetik.
«De Sica schuf nicht nur einen Klassiker des Neorealismus, sondern einen der schönsten Spielfilme der Welt, bewundert gleichermassen von Orson Welles und Akira Kurosawa, Satyajit Ray und Yilmaz Güney. De Sica filmt seine Fahrraddiebe mit Laien auf den Strassen Roms und fokussiert die alltägliche Wirklichkeit in einer so einfachen wie exemplarischen Geschichte. Einem Arbeitslosen wird jenes Fahrrad gestohlen, das die Bedingung für seinen neuen Job ist. Der banale Fall wird zur Existenzbedrohung, die Suche nach dem Fahrrad zur tragisch-modernen Odyssee durch eine Welt ohne Mitleid.» (Harry Tomicek, Österreichisches Filmmuseum, 2/2015)
Drehbuch: Cesare Zavattini, Oreste Biancoli, Suso Cecchi D'Amico, nach dem Roman von Luigi Bartolini
Kamera: Carlo Montuori
Musik: Alessandro Cicognini
Schnitt: Eraldo Da Roma
Mit: Lamberto Maggiorani (Antonio Ricci), Enzo Staiola (Bruno, sein Sohn), Lianella Carell (Maria Ricci, die Mutter), Gino Saltamerenda (Baiocco), Vittorio Antonucci (Dieb), Elena Altieri (wohltätige Dame), Giulio Chiari (Bettler)
92 Min., sw, 35 mm, I/d/f, J/12