Robert ist verdeckter Ermittler. Über die fingierte Beziehung mit Transfrau Leni soll er das Vertrauen eines Internetdrogenhändlers gewinnen. Doch auch wahre Liebe ist im Spiel in diesem echten Täuschungsmanöver von Film. Kluges Genrekino, anlässlich der Schweizer Kinopremiere von Regisseur Christoph Hochhäusler persönlich vorgestellt.
«Robert trägt Lederjacke und die Haare etwas länger. Ein Cop, wie er nicht im Buche steht – zumindest nicht im deutschen Kinodrehbuch. Als verdeckter Ermittler soll er über die fingierte Beziehung mit Leni (die im Gegenzug auf Bewährung aus der Haft entlassen wird) das Vertrauen eines Kriminellen gewinnen. Die Kontaktaufnahme gelingt beim Tanzkurs: Robert und Leni – er schwul, sie trans; ein grosses Paar – haben Victor an der Angel. Oder doch er sie? Und sind bei der angeblich nur vorgetäuschten Liebe am Ende nicht sehr viel mehr Gefühle im Spiel? Wir wären nicht in einem Film von Christoph Hochhäusler, gäbe es einfache Antworten oder gar schlichte Wahrheiten. Der gewiefte Plot ist pures Oszillieren; so entsteht ein ebenso geistreiches wie berührendes Vexierbild des Emo-Intellekts. Der Film ist ein (nicht ganz drogenfreier) Trip entlang der für den Regisseur zum Markenzeichen gewordenen Möbiusschleife aus Genre- und Autorenkino. Hinzu kommen einer der schönsten Nostalgie-Soundtracks des Jahres, eine abgerockt-romantische Atmosphäre mit Fassbinder-Charme und schliesslich ein Ensemble, das den Täuschungsmanövern des Marionettenspielers Hochhäusler Leben einhaucht, Todessehnsucht inklusive.» (Berlinale)
«Nicht zu wissen, woran man ist – das ist die Grundstimmung des Film noir und seiner zwielichtigen Helden und Heldinnen. Der Regisseur Christoph Hochhäusler holt dieses Genre der Nachtschwärmer, verlorenen Existenzen und urbanen Irrlichter ins deutsche Kino. Alle Figuren seines Films Bis ans Ende der Nacht sind Schattenexistenzen. Sie leben im Schatten ihrer Vergangenheit, im Schatten von Abhängigkeiten und selbst am helllichten Tag im Schatten ihrer Seelen.» (Katja Nicodemus, Die Zeit, 22.6.2023)
Drehbuch: Florian Plumeyer
Kamera: Reinhold Vorschneider
Schnitt: Stefan Stabenow
Mit: Timocin Ziegler (Robert Demant), Thea Ehre (Leni Malinowski), Ioana Iacob (Nicole Gilly), Rosa Enskat (Monika Sterz), Aenne Schwarz (Nadia Saric), Gottfried Breitfuss (Pawel Kaiser), Sahin Eryilmaz (Armin Strauss), Ronald Kukulies (Thomas Benck)
123 Min., Farbe, DCP, D Unterstützt durch Pink Apple