Eines Nachts begegnet ein junger Mann auf einer Brücke einer jungen Frau. Sie kommen ins Gespräch, und so erfährt er, dass die Frau auf die Rückkehr ihres Geliebten wartet. Wann er jedoch zu ihr zurückkehrt, das weiss sie nicht; und so kehrt sie immer wieder auf die Brücke zurück und hofft auf ein baldiges Wiedersehen. Die beiden leisten sich gegenseitig Gesellschaft – so beginnt zaghaft eine Romanze.
Luchino Visconti übersetzte Dostojewskis Erzählung zweier rastloser Seelen in ein hinreissend artifizielles Traumspiel. «Er sperrt seine Figuren dafür in ein klaustrophobisches Kanalufer-Set. Darin findet sich nun eine Abfolge kurzer Spaziergänge, Verfolgungen und kleinerer Fluchten, die allesamt zum Scheitern verurteilt sind. Im Stil einer neorealistischen Tragödie schenkt der Film seinen Figuren einzig einen Moment, in dem sie ihren nächtlichen Obsessionen entfliehen dürfen: eine laute, sexuell aufgeladene und subversive Szene in einem Tanzlokal. Danach fällt der Schnee – und macht damit einer frostigen Verzweiflung über das Ausmass menschlicher Selbsttäuschung Platz.» (Chris Auty, Time Out Film Guide, 10.9.2023)
Mastroianni offenbart uns in seiner ausgewogenen und komplexen Charakterdarstellung erstmals einen verborgenen Teil seines Wesens, «den des Gefühls, der Zärtlichkeit und des Mitgefühls». (Morando Morandini, La Notte, 16.11.1957)
Drehbuch: Luchino Visconti, Suso Cecchi d'Amico, nach dem Roman von Fjodor M. Dostojewski
Kamera: Giuseppe Rotunno
Musik: Nino Rota
Schnitt: Mario Serandrei
Mit: Maria Schell (Natalia), Marcello Mastroianni (Mario), Jean Marais (der Mieter), Clara Calamai (die Prostituierte), Dick Sanders (der Tänzer), Marcella Rovena (Pensionsinhaberin), Maria Zanoli (Magd), Giorgio Albertazzi (Erzähler)
106 Min., sw, 35 mm, I/e, 12 J