In einer politisch angespannten Atmosphäre, in der die Franzosen noch immer die Kontrolle über Algier haben, wird ein Algerier am Strand ermordet und ein Franzose wegen Mordes verhaftet. «Luchino Viscontis verkanntester Film, eine bei ihrem Erscheinen – trotz erstaunlicher Werktreue – sehr gemischt aufgenommene, seither kaum gezeigte Adaption von Albert Camus’ ‹L’étranger›. Das angeblich Unverzeihliche: Die Schattenwelt, die existenzielle Leere, die den gleichgültigen Protagonisten des Buchs umgibt, wird von Visconti mit gewohnt sorgfältig rekonstruierter, realistischer Detailfülle versehen, der ebenso ungreifbare existenzialistische Anti-Held mit Psychologie und der Star-Präsenz von Marcello Mastroianni. Das Porträt absoluter Entfremdung, die Geschichte eines sinnlosen Mordes und seiner Folgen, muss sich hier – in typischer Visconti-Manier – den Platz mit einem Gesellschaftsporträt teilen. Viscontis Fremde: Algier in den 1930er-Jahren, durchwirkt von Rassismus und Spannungen zwischen den einheimischen Kolonisierten und den französischen Kolonisatoren.» (Christoph Huber, Österreichisches Filmmuseum Wien, Januar 2005)
Drehbuch: Luchino Visconti, Suso Cecchi d'Amico, Georges Conchon, Emmanuel Roblès, nach dem Roman von Albert Camus
Kamera: Giuseppe Rotunno
Musik: Piero Piccioni
Schnitt: Ruggero Mastroianni
Mit: Marcello Mastroianni (Arthur Meursault), Anna Karina (Marie Cardona), Bernard Blier (Verteidiger), Pierre Bertin (Richter), Alfred Adam (Staatsanwalt), Georges Wilson (Untersuchungsrichter), Bruno Cremer (Priester), Marc Laurent (Emmanuel), Georges Géret (Raymond), Jean-Pierre Zola (Arbeitgeber), Mimmo Palmara (Masson)
104 Min., Farbe + sw, 35 mm, I/d/f