«Nach dem Nervenzusammenbruch ihrer Schwester Zara muss die introvertierte Eva deren Job als Geräuschemacherin übernehmen. Für einen Werbespot vertont sie das Verhalten eines Pferds – und vertieft sich so leidenschaftlich in die Arbeit, dass ihr ein Schweif aus dem Steissbein wächst. Mit dem Schwanz wird auch Evas sexuelles Begehren immer grösser. Sie beginnt eine SM-Affäre mit einem Botaniker, der Farne erforscht, und erlebt ihren Körper auf eine noch nie empfundene Weise. In Piaffe mischt die aus Tel Aviv stammende und in Berlin lebende Regisseurin und Künstlerin Ann Oren Elemente aus Erotik, Fantasy und Performancekunst zu einer surrealistischen Feier des Andersseins und Andersbegehrens. Ihr auf 16mm gedrehter Film ist ‹Body Pleasure› par excellence und zugleich ein taktiler Liebesbrief an die unterschätzten Magier des Kinos. In Locarno wurde Piaffe als sinnliches Meisterwerk gefeiert und mit dem Preis der Jugendjury ausgezeichnet. Ein transgressiver, kaum fassbarer Film voller neuer und faszinierender Reize!» (salzgeber.de)
«Im ersten Moment reibt man sich die Augen angesichts dieses so schönen wie absurden Anblicks: Eine junge Frau im Trenchcoat spaziert entlang der Spree. Aus ihrem Mantel ragt in Höhe des Steißbeins ein Pferdeschweif hervor. Fröhlich schwingt er im Duett mit dem Pferdeschwanz der Frau. Die animalische Verwandlung vollzieht sich in Ann Orens Film Piaffein aller Selbstverständlichkeit. Eva, die Heldin, beginnt plötzlich mit den Füßen wie mit Hufen zu scharren und trägt Steppschuhe, die ihr energisches Ausschreiten akustisch verstärken. Mit ihrem Schweif, dem neuen Körperteil, entdeckt sie sich, ihre Umgebung und ihr Begehren neu. Spielerisch umkreist Oren die von Diskursen umzingelten Begriffe Körper und Identität. Piaffe ist eine in satten Farben aufgenommene Metamorphose, die das Kino, Berliner Clubnächte und das Anderssein feiert.» (Anke Leweke, Die Zeit, 5.5.2023)
Drehbuch: Thais Guisasola, Ann Oren
Kamera: Carlos Vasquez
Schnitt: Ann Oren, Haim Tabakman
Mit: Simone Bucio (Eva), Sebastian Rudolph (Novak), Simon(e) Jaikiriuma Paetau (Zara), Bjørn Melhus (Piotr), Lea Draeger (Gretchen), Don Alonso (Pferd)
86 Min., Farbe, DCP, D+E/d