Sechs Jahre nach No Quarto da Vanda kehrt Pedro Costa mit Juventude Em Marcha erneut nach Fontainhas zurück. Dieses Mal steht Ventura im Zentrum der Geschichte, ein Einwanderer der Kapverdischen Inseln, der früher als Bauarbeiter tätig war. Nun beschliesst die Stadtverwaltung, das Elendsviertel abzureissen und alle Bewohner:innen in neu errichteten Sozialwohnungen unterzubringen. Zwischen gleissend weissen Wänden und aseptischer Kälte, die dieses Viertel ausstrahlt, wandert Ventura umher und gilt als eine Art Vaterfigur – nicht zuletzt auch für Vanda, die Protagonistin aus No Quarto da Vanda. (hb)
«Costa hat den Film nach eigenen Angaben aus insgesamt 320 Stunden Filmmaterial zusammengeschnitten, das über zwei Jahre hinweg gedreht wurde, und man hat das Gefühl, dass Venturas Wanderschaft weder gerade erst beginnt noch kurz vor dem Ende steht. Costa fügt der gequälten Verzweiflung seiner Figuren ein politisches Element hinzu, indem er ihre Biografien mit der kolonialen Geschichte der kapverdischen Vergangenheit vermischt. Als ein mitfühlendes und unverkennbar spirituelles Dokument hinterlässt Juventude Em Marcha jedoch seine tiefsten Spuren: In Momenten, in denen Ventura oder Vanda ihren Schmerz erkennen, werden die Phantome des Films kurzzeitig zu Fleisch, und ein einschüchterndes ästhetisches Experiment wird unmittelbar und kolossal berührend.» (Fernando F. Croce, slantmagazine.com, 30.7.2007)
Drehbuch: Pedro Costa
Kamera: Pedro Costa, Leonardo Simões
Musik: Nuno Carvalho
Schnitt: Pedro Marques
Mit: Ventura, Vanda Duarte, Beatriz Duarte, Cila Cardoso, Alberto «Lento» Barros
155 Min., Farbe + sw, DCP, Kapverdisches Kreol+Port/e