«Ingrid Caven spielt La Paloma, eine Nachtclubsängerin. Der Graf Isidor (Peter Kern) macht ihr seit Jahren vergeblich den Hof. Erst als sie ernsthaft an Schwindsucht erkrankt, gibt sie seinen Avancen nach. Er bringt sie in Europas luxuriöseste Sanatorien, wo sie bald wieder gesundet und ihrerseits zwar nicht ihn, aber seine grosse Liebe zu ihr zu lieben beginnt. Sie willigt ein, ihn zu heiraten. Als ihr Glaube an seine Liebe zu schwinden beginnt, wird sie wieder krank und sinnt auf Rache. Kraft seiner Vorstellungskraft versinkt der Graf zum Schluss in seinen Erinnerungen. La Paloma ist ein in reinster Fantasterei schwelgender Film, der die Wirklichkeit zerfallen und die Fiktion in ihrer schönsten Form auftauchen lässt – ein exzessives Melodram.» (Kino Arsenal, Feb 2014)
«Für Daniel Schmid ist alles eine Illusion, allem voran das Kino. Die Fantasie geht mit ihm durch, die Realität zerfällt, aber es bleibt der reine Mythos: die Schönheit der Frauen, die herzzerreissenden Lieder. Selten hat ein Film so sehr mit sich selbst Verstecken gespielt, so sehr die blosse Welt des Scheins verherrlicht, nur um die Tugenden des Alltags umso eher zu entdecken und uns im Nachspann schliesslich eine recht pointierte Form der Gesellschaftskritik zu bieten. Ein Meisterwerk.» (Louis Marcorelles, Le Monde, 1974)
Buchpräsentation: Daniel Schmid
Ein «Realist» wollte der Schweizer Regisseur Daniel Schmid nie sein. Radikale Ästhetik paart sich mit der Affinität zu mythologischen (Kino-)Bildern, zu grosser Oper, Popmusik oder Kitsch – sie zeugen von barocken Neigungen und Motiven verblasster kultureller Erinnerung. Die Herausgeber:innen Kristina Köhler, Fabienne Liptay und Jörg Schweinitz stellen ihren jüngst in der Reihe «Film-Konzepte» (edition text + kritik) erschienenen Band zu Daniel Schmids Kino vor. Gemeinsam mit Autor:innen des Buches geben sie Einblicke in die vielfältigen Facetten seines Filmschaffens. Mit diesem Heft zu einem Schweizer Regisseur verabschieden sich die Herausgeber:innen nach vielen Jahren von den «Film-Konzepten» und übergeben die Reihe in neue Hände.
Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Cinémathèque suisse
Drehbuch: Daniel Schmid, Rainer Werner Fassbinder
Kamera: Renato Berta
Musik: Gottfried Hüngsberg, Peer Raben
Schnitt: Ila von Hasperg
Mit: Ingrid Caven (Viola Schlump, La Paloma), Peter Kern (Graf Isidor Palewski), Peter Chatel (Raoul), Bulle Ogier (Gräfin Palewski), Beatrice Stoll (Kasinobesitzerin), Jérôme-Olivier Nicolin («die Kraft der Vorstellung»), Barbet Schroeder (der Bischof)
110 Min., Farbe, DCP, D