Live-Musik: Stephen Horne ( Piano, Akkordeon, Flöte), Frank Bockius (Schlagzeug)
«Poil de carotte ist ein Kinderdrama in der französischen Provinz zwischen gleichgültigem Vater (Henry Krauss), ungerechter und übelwollender Mutter (Charlotte Barbier-Krauss) sowie zwei nichtsnutzigen, gleichwohl masslos bevorzugten älteren Geschwistern. Die Eltern leben in einer hoffnungslos zerrütteten Ehe nebeneinander her. Ein Zwischentitel charakterisiert die Mutter des Titelhelden, der wegen seiner roten Haare nur ‹Poil de carotte› genannt wird, als Lügnerin und Quasselstrippe. Und obendrein entlädt sich, wie eine unberechenbare Naturgewalt, immer wieder die Gemeinheit der verhärmten Frau über dem Jungen, der eigentlich ein liebenswertes, lebhaftes Kind ist, dem aber in seinem kurzen Dasein schon systematisch die Lebensgeister ausgetrieben werden sollen.» (Ralph Eue / Frederik Lang, Arsenal Berlin, Mrz 2023)
«Die Gründe für die Verbundenheit des Filmemachers mit dieser Geschichte liegen vielleicht in den Erinnerungen, die sie an seine eigene Kindheit hervorriefen. Duviviers Vater war ein trockener, rauer Mann, der nie seine Gefühle offenbarte. Der Filmemacher erzählt, dass er ihm nur ein einziges Mal seine Zärtlichkeit zeigte, als sie 1914 aus dem von den Deutschen bombardierten Lille flohen und sein Vater glaubte, dass ihre letzte Stunde geschlagen hatte. (…) Es wäre also nicht verwunderlich, wenn ihn die schweigsame Figur des Lepic an seine Beziehung zum Vater erinnert hätte, und es ist wohl kein Zufall, dass Poil de carotte der Stummfilm war, auf den er am stolzesten war.» (Olivier Bitoun, dvdclassik.com, Sep 2016)
Drehbuch: Julien Duvivier, Jacques Feyder
Kamera: Ganzli Walter
Mit: André Heuzé, Henry Krauss, Charlotte Barbier-Krauss
125 Min., sw, 35 mm, Stummfilm mit Livemusik, f Zw'titel/d